Review (Kino): Fury - Herz aus Stahl

"Wardaddy" Brad Pitt desillusioniert in Fury - Herz aus Stahl jeden Soldaten wie auch Zuschauer: 130 Minuten lang Kriegsschrecken. "Wardaddy" sagt dazu "The best job I've ever had" - ich sage dazu "The worst war movie I've ever seen".

Gleich zu Beginn von Fury stürzt der mit Dreck verschmierte Brad Pitt alias „Wardaddy“ wie ein Wilder aus seinem qualmenden Panzer, reißt einen deutschen Soldaten von seinem hohen Ross und rammt ihm ein Messer durch sein Auge. Und damit ist eigentlich auch schon alles erzählt: Die Deutschen sind den Amerikanern überlegen, nur aus dem Hinterhalt hat die seit Jahren kämpfende Truppe um „Wardaddy“ eine Chance, die deutschen Soldaten auszubremsen.

Deutschland, 1945: Seit Jahren kämpft Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt) mit seinem Panzer Fury und seiner fünfköpfigen Truppe gegen die Deutschen. Doch die Amerikaner sind technisch unterlegen und müssen herbe Verluste ertragen. Trotzdem dringen sie immer weiter in das feindliche Gebiet vor. Als ihnen der unerfahrene Jüngling Norman (Logan Lerman) zugeteilt wird, droht ihre Mission endgültig zu scheitern…

Der durch jahrelange Kämpfe abgestumpfte „Wardaddy“ trägt die Verantwortung für seine Truppe und sorgt unentwegt dafür, dass sie gefühllos wie Maschinen alles abknallen, was ihnen vor den Panzer gerät (brennende deutsche Soldaten lassen sie natürlich leiden). Erst mit dem jungen Norman kommt ein Funken menschliche Moral in die Truppe, doch „Wardaddy“ erstickt diesen, bevor er die anderen anstecken kann. So zwingt er ihn zu der Erkenntnis, dass es im Krieg nur darum geht, wer schneller den Abzug seines Gewehrs drücken kann: ich oder der Feind. Und der Feind ist ganz klar der deutsche SS-Soldat.

In Fury gibt es keinen klassischen Antagonisten, weder einen hochrangigen SS-Soldaten noch eine Anspielung auf Hitler. Das Feindbild wird durch die amerikanischen Soldaten und lediglich einige Propaganda-Tafeln aufgebaut. So hängen Sprüche wie „Ich bin ein Feigling, weil ich nicht für das deutsche Volk kämpfen wollte“ um erhängte deutsche Kinder oder Frauen. Der Film konzentriert sich nicht auf den Sieg über den Antagonisten, sondern auf die Zurschaustellung von kriegerischen Abschlachtungen und Unmenschlichkeiten.

Man fragt sich also immer mehr im Laufe des Films, was das ganze Kriegstreiben eigentlich soll. Die Truppe um „Wardaddy“ verfolgt kein wirkliches Ziel, sie wissen, dass sie den Deutschen unterlegen sind. Und so ist das Ende auch keine wirkliche Überraschung. Wenn schon der Plot keine Entwicklung hergibt, sucht man wenigstens nach Veränderungen bei den Figuren. Aber nach nur kurzen, heimlichen Blicken auf “Wardaddys“ emotionale Seite wird er wieder zur Kampfmaschine. Man kann keine Sympathie mit unserem mit Schnitt- und Brandwunden gezeichneten Helden aufbauen - auch nicht mit den anderen Figuren. Sie sind allesamt ausgebrannt, verbittert und profillos. Auch tragen sie nur Spitznamen entsprechend ihren vordergründigen Merkmalen: Shia LaBeouf zitiert die Heilige Schrift, also heißt er kurzerhand „Bible“ oder Michael Pena entsprechend seines Körperumfangs „Gordo“ (spanisch für „Dicker“).

In Fury ist es die Jugend, die die Hoffnung auf Menschlichkeit, eine bessere Zeit (und auf einen Spannungsbogen) symbolisiert. Logan Lerman alias Norman will sich lieber selbst von „Wardaddy“ erschießen lassen als einen gefangenen Deutschen töten zu müssen. Nachdem der deutlich gealterte Brad Pitt kurz mit seinem jüngsten Schützling „Vater, Mutter, Kind“ gespielt hat, verfällt er unter dem Druck der Erwartungen seiner Männer wieder in das alte Muster und macht schließlich auch aus Norman einen verbitterten Soldaten, der am Ende sogar den Spitznamen „Machine“ stolz annimmt. Als dann jedes Mitgefühl erstickt zu sein scheint, taucht ein junger (natürlich auch namenloser) deutscher Soldat auf, der den um sein Leben flehenden Norman verschont.

Und was natürlich in keinem amerikanischen Streifen fehlen darf, ist triefender Patriotismus. So will der ausgebrannte „Wardaddy“ unter keinen Umständen seinen Panzer, den er als „seine Heimat“ bezeichnet, den deutschen Soldaten kampflos überlassen. Sein erster Unterstützer dabei ist natürlich sein jüngstes Mitglied Norman. Und so schwört sich die Truppe mit den Worten „The best job I’ve ever had“ auf die letzte Schlacht ein. Zu guter Letzt sehen sie sich nach einem Zitat von „Bible“ (Jesaja 6,8) auch noch als Boten Gottes. Amen.

Fazit

Fury zeigt eine verbitterte Truppe von Soldaten ohne wirklichen Sympathieträger, die uns austauschbar die Schrecken des Krieges offenbart. Nicht mehr und nicht weniger. Einziger Lichtblick ist Logan Lerman als überzeugender Moralapostel, der letztendlich aber auch nur zum Überlebenstier wird.

5. Januar 2015, von Katharina 'Katharina S.' Späth

Sony Pictures Entertainment

Publisher

Herz aus Stahl

Kino

Websiteherzaustahl-film.de
Facebookfb/herzausstahlfilm
Release01.01.2015
GenreAction Drama
Laufzeit2h 14m
DarstellerBrad Pitt Shia LaBeouf Logan Lerman Jon Bernthal Michael Peña
RegieDavid Ayer