Preview (Kino): Sin City 2 - A Dame to Kill For (OV, 3D)

Nach knapp einem Jahrzehnt schließen sich Frank Miller und Robert Rodriguez wieder zusammen, um den zweiten Teil von Millers Graphic Novel Sin City mit dem Titel Eine Braut, für die man mordet, auf die große Leinwand zu bringen. Ob es den beiden gelingt, die Magie des ersten Teils wiederaufleben zu lassen, erfahrt ihr hier.

Mal hier, mal da

Die Story von Sin City 2 ist wieder in Episoden unterteilt. Zwei davon sind direkt aus dem zweiten Buch Millers genommen, namentlich „Just Another Saturday Night" und „A Dame to Kill For“, während „The Long Bad Night" und „Nancy's Last Dance" eigens für den Film geschrieben werden. In den einzelnen Episoden begegnet man natürlich jede, Menge alter und auch neuer Gesichter. In „Just Another Saturday Night“ verfolgen wir Marv (Mickey Rourke), der nach einem Autounfall, den nur er überlebt hat, versucht, den Abend Revue passieren zu lassen, um herauszufinden, was überhaupt passiert ist und wie er in den Unfall verwickelt wurde. „The Long Bad Night“ handelt von dem Spieler Johnny (Joseph Gordon-Levitt), der nach Sin City kommt, um die große Kohle zu scheffeln. Doch auf den Weg dahin legt er sich mit Senator Roarke (Powers Boothe) an, was eigentlich keine gute Idee sein kann. Die Episode „A Dame to Kill For“ ist die längste im Film und erzählt die Geschichte von Dwight McCarthy (Josh Brolin), den man schon aus dem ersten Teil kennt. Typisch für einen Noir-Film muss er sich mit einer Femme fatale (Eva Green) herumschlagen. Das Ende des Quartetts bildet „Nancy’s Last Dance“, die einzige Geschichte, die nach den Ereignissen von Sin City spielt. Nancy (Jessica Alba) will endlich Rache an Senator Roarke nehmen, den sie für den Freitod ihres Ziehvaters John Hartigan (Bruce Willis) verantwortlich macht. Dazu heuert sie Marv an, ihr zu helfen.

Während 2K den neuesten Teil ihrer Borderlands-Serie The Pre-Sequel nennt, da er vor Borderlands 2 spielt, wäre der Titel hier angebrachter. Denn in A Dame to Kill For findet man sowohl Geschichten, die vor den Ereignissen von Sin City spielen, als auch eine, die zeitlich danach angesiedelt ist. Ein wahres Pre-Sequel also. Gut für Sin City-Neulinge ist die Tatsache, dass die Episoden jeweils in sich geschlossen sind, weswegen sie sich recht schnell zurechtfinden können. Aufgrund der „Zeitreisen“ innerhalb des Films werden aber die Zuschauer, die den ersten Teil gesehen haben, anfangs etwas verwirrt sein. Das gibt sich zwar schnell wieder, irritierend ist es aber schon etwas. Insgesamt ist das auch das größte Manko des Films. Denn nachdem sich die Zuschauer, die den ersten Teil kennen, in der Timeline des Films zurechtgefunden haben, fällt für sie beinahe jegliche Spannung weg, da sie wissen, was mit den Charakteren passiert. Egal durch welche Situationen Marv und Dwight sich durchschlagen müssen, diese Zuschauer wissen, was mit den Charakteren schlussendlich passiert, weswegen kaum mit ihnen mitgefiebert werden kann. Für Johnny gilt das zwar nicht, doch wird er nicht ausreichend etabliert bzw. charakterisiert, dass sich die Zuschauer sofort um ihn kümmern würden. So, wie es den Alteingesessenen Fans bezüglich Johnny geht, geht es den Neuankömmlingen der Sin City-Franchise wahrscheinlich mit allen Charakteren. Die Vorstellung der Charaktere ist im Endeffekt einfach nur schwach. Kaum einer, der den ersten Teil nicht gesehen hat, wird die Beziehung zwischen Hartigan und Nancy verstehen, da diese nur in eins-zwei (zugegebenermaßen nett gefilmten) Szenen vorgestellt wird, die aber nicht die volle Tiefe ihrer Beziehung rüberbringen. So kann auch das Ende des Films, was den Zuschauer eigentlich zufriedenstellen soll, auch nicht überzeugen.

No substance, but style?

Diese Frage lässt sich mit einem einzigen Wort beantworten: Ja. Während die Story sehr zu wünschen übrig lässt, ist der optische Stil des Films einfach überragend. Viele Leute haben versucht, den Stil des ersten Sin City zu kopieren, oder haben sich an diesem orientiert, wirklich erreichen konnte ihn aber keiner. Dazu mussten Miller und Rodriguez mal wieder selbst Hand anlegen. Der primär-schwarz-weiß-Stil des Films sieht einfach überragend aus und könnte direkt aus den Panels von Millers Graphic Novel stammen. Dementsprechend übertrieben sind dann auch die Actionszenen, die allerdings unterm Strich doch eher enttäuschend sind. Es gibt ein oder zwei Szenen, die beeindrucken und einem im Gedächtnis bleiben, der Rest ist aber tatsächlich eher überdrehter Action-Standard. Ich habe mir wirklich mehr erhofft. Die Mise-en-Scène kann sich in einigen Shots sehen lassen (vor allem in der letzten Episode) und die 3D-Effekte sind zufriedenstellend (tatsächlich wurde der Film nur mit 3D-Kameras gedreht). Die Musik ist leider auch nichts wirklich Besonderes, bis auf den Credit Song („Skin City“, gesungen von Steven Tyler). Das soll jetzt nicht heißen, dass die musikalische Untermalung schlecht ist, aber es fehlt einfach das gewisse "Etwas".

Überspielen für Dummis

Auch wenn die Cast sich durchaus sehen lassen kann, sind die schauspielerischen Leistungen doch auch eher mau. Ja, es ist eine Comicverfilmung, in der Overacting schon genehmigt ist. Nur treiben es einige Schauspieler etwas zu weit in meinen Augen. Dementsprechend wirken manche Aktionen und Dialoge beinahe schon lachhaft und fehl am Platz. Negativ herausstellen muss ich hier leider Joseph Gordon-Levitt, der mit seiner aalglatten Art einfach nicht in das dreckige, brutale Bild von Sin City reinpassen will und eher wie ein Fremdkörper wirkt. Wirklich gefallen haben mir nur drei Leute in dem Film. Zum einen wäre da Mickey Rourke, dessen Marv einfach wieder mit einem trockenen Humor glänzt und den Film beisammen hält. Powers Boothe spielt Senator Roarke auch schön Furcht einflößend, was nicht zuletzt an seiner sehr coolen Stimme liegen mag. Und zu guter Letzt muss man noch Eva Green nennen. Die Dame ist nicht nur Eye-Candy für die Herren der Schöpfung, läuft sie doch fast den ganzen Film ohne Kleidung herum, ihre Ava ist auch einfach eine hinterhältige, egoistische und manipulierende Femme fatale, die heutzutage ihres gleichen sucht. Ich würde hier auch noch Josh Brolin zu den guten Schauspielern im Film zählen, doch ist sein Schauspiel limitiert auf böse dreingucken, knurren, und weiter böse sein. Und Jessica Alba wirkt am Ende einfach nur lächerlich anstatt bedrohlich.

Fazit

Die Erwartungen, die ich in Sin City 2 - A Dame to Kill For gesteckt habe, wurden leider nicht im Geringsten erfüllt. Die Story ist einfach nicht packend und die meisten schauspielerischen Leistungen sind zumindest fragwürdig. Einzig und allein der visuelle Stil weiß einmal mehr zu gefallen. Nur weiß ich nicht, ob das Grund genug ist, sich diesen Film im Kino anzusehen.

17. September 2014, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Sony Pictures Entertainment

Publisher

SIN CITY: A DAME TO KILL FOR

Kino

Websitesincityadametokillfor.de
Release18.09.2014
GenreAction Comic-Verfilmung
DistributorSony Pictures
Laufzeit1h 42m
DarstellerMickey Rourke Jessica Alba Josh Brolin Joseph Gordon-Levitt Bruce Willis Eva Green Powers Boothe
RegieRobert Rodriguez Frank Miller