Preview (Kino): 22 Jump Street (OV)

Nachdem 21 Jump Street 2012 über 200 Millionen Dollar eingespielt hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Lord, Miller, Hill und Tatum wieder zusammentun, um den Nachfolger 22 Jump Street zu drehen. Dieser kommt nun am 31. Juli in die deutschen Kinos. Wir hatten die Chance, den Film bereits zu sehen.

„Ihr werdet exakt das Gleiche machen, was ihr schon das letzte Mal gemacht habt!“ Nachdem Jenko (Channing Tatum) und Schmidt (Jonah Hill) es nicht schafften, einem Drogenlord das Handwerk zu legen, stellt Deputy Chief Hardy (Nick Offerman) den beiden mit diesen Worten ihre neue Aufgabe vor. In Windeseile finden sich die beiden also auf der Jump Street wieder, wo sie wieder einmal ihr Quartier aufschlagen, um die Verbreitung einer neuen Trenddroge namens WHYPHY (Work Hard? Yes! Play Hard? Yes!) zu verhindern. Doch dieses Mal führt sie diese Aufgabe nicht an die Highschool, sondern an das College. Nach einer kurzen Durststrecke finden die beiden ihre erste Spur, die direkt zu Jenkos neuem Freund Zook (Wyatt Russell) führt…

Wenn man den finanziellen Aspekt außer Acht lässt, hat 22 Jump Street eigentlich keinerlei Daseinsberechtigung. Der erste Teil war sehr witzig (wer will, kann hier die Review lesen), aber nicht so weltbewegend bzw. konnte nicht mit einem Cliffhanger aufwarten, der einen zweiten Teil notwendig gemacht hätte. Also wollte man einfach die Cash Cow weiter melken. Lustigerweise machen die Mannen hinter dem Film daraus keinen Hehl. Sie wissen, dass sie dem Zuschauer im Prinzip genau den gleichen Film wie vor 2 Jahren präsentieren und benutzen diese Tatsache sogar als einen Running Gag im Film (als Vehikel dient ihnen die grandiose und trockene Delivery von Nick Offerman, durch den das Ganze zum Brüllen komisch wird). Von der Geschichte her geht man also den altbekannten Weg. Ab aufs College, Flashback in die Vergangenheit, Einfinden in die neue alte Situation, Fährte aufnehmen, Eifersuchtsdramen und so weiter und so fort. Manch einer mag hier einen Meta-Kommentar auf die heutige Filmindustrie reininterpretieren (definitiv möglich), ich lasse das aber an dieser Stelle. Das einzig Neue in 22 Jump Street sind die Nebencharaktere, die aber auch so gut wie austauschbar sind und dem Charakter-Spielset entstammen. Zum einen gibt es die Jocks, mit denen sich Jenko anfreundet, auf der anderen Seite die künstlerisch angehauchten Studenten, bei denen Schmidt eher den Anschluss findet. Wyatt Russell, Jimmy Tatro und Amber Stevens spielen bei Gott nicht schlecht, doch sind ihre Charaktere halt nichts weiter als Mittel zum Zweck.

Nichtsdestotrotz hat es 22 Jump Street geschafft, mich beinahe die kompletten 112 Minuten am Lachen zu halten. Seien es ein paar Sight Gags hier, ein paar dumme Sprüche da, oder einfach etwas Physical Comedy, so gut wie jeder Witz hat bei mir gezündet. Angenehmerweise sucht man Toilettenhumor hier vergebens. Herauszustellen ist hier besonders die wahrscheinlich merkwürdigste und komischste Kampfszene, die ich seit Langem gesehen habe. Daneben muss man aber wirklich neue Witze mit der Lupe suchen, was natürlich ein zweischneidiges Schwert ist. Die Filmemacher haben sich nicht im Geringsten weiterentwickelt und fahren lieber die sichere Schiene mit ihrem Klamauk. Damit wird aber sichergestellt, dass Fans des ersten Teils auch hier wieder ihren Spaß haben werden. Es ist demnach auch nicht notwendig, den ersten Teil gesehen zu haben. Filmtechnisch sollte man auch keine Offenbarung erwarten, aber Phil Lord und Christopher Miller liefern hier grundsolide Arbeit. Seien es die unterhaltsamen Actionszenen, die netten Splitscreen-Einstellungen, die (ich denke mal absichtlich billig wirkende) obligatorische Drogentrip-Szene oder die Ermittlungs-Montagen, das alles weiß zu gefallen, auch wenn Miller und Lord keine Preise gewinnen werden.

MVP (Most Valuable Player) des Films ist mal wieder Channing Tatum. Er haucht Greg Jenko einfach eine Art ein, über die man einfach lachen muss. Leicht beschränkt, athletisch, aber stets treu seinen Freunden gegenüber, so wird Jenko von Tatum dargestellt, der seine Sache hervorragend macht. Während man von Jonah Hill weiß, dass er grandiose Comedy-Charaktere darstellen kann (und das hier auch wieder tut), sollte man Channing Tatum diesbezüglich nicht unterschätzen. Hier könnte eine neue Comedy-Perle heranwachsen. Jonah Hill macht seine Sache gewohnt hervorragend, weswegen ich auch nicht weiter auf ihn eingehen werde. Gute, bekannte Performance. Die größten Lacher kommen aber von seinem Zusammenspiel mit Ice Cube, der nun auch eine etwas größere Rolle spielt. Wie dieses ungleiche Paar auf dem Schirm harmoniert ist eine wahre Wonne, vor allem, wenn Cubes Dickson von den Eskapaden Schmidts erfährt (wobei auch in dieser Szene wieder Tatum die Show stiehlt). Wie schon anfangs gesagt, entspricht der Rest der auftretenden Charaktere dem College-Cop-Comedy-Vorlagenbuch des letzten Jahrzehnts. Die Schauspieler, die diese Rollen ausfüllen, sind auch bemüht, das meiste aus ihren Figuren rauszuholen, und schaffen das auch im Großen und Ganzen. Vor allem Wyatt Russell als neuer Man-Crush Jenkos und Jillian Bell als leidenschaftliche Schmidt-Hasserin wissen zu gefallen.

Fazit

22 Jump Street ist keine Offenbarung, aber wiedermal eine gute bis stellenweise sehr gute Comedy, die zwar beinahe eine Eins-zu-Eins Kopie des ersten Teils ist, aber trotzdem die Lachnerven kitzelt. Dank dem Zusammenspiel von Hill, Tatum und Ice Cube, soliden Nebendarstellern und einem angenehm straffen Erzähltempo ist es Phil Lord und Christopher Miller mal wieder gelungen, einen durchweg lustigen Film auf die Beine zu stellen. Alle, die mal wieder lachen wollen und dafür keine tiefgründige und zynische Weltdarstellung brauchen, sollten sich diesen Film ruhig ansehen. Mein "Seal of Approval" hat er jedenfalls.

28. Juli 2014, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Sony Pictures Entertainment

Publisher

22 JUMP STREET

Kino

Website22jumpstreet.de
Facebookfb/jumpstreetfilme
Release31.07.2014
DistributorSony Pictures
Laufzeit1h 52m
DarstellerJonah Hill Channing Tatum Peter Stormare Ice Cube