Review (Hardware): BenQ XL2420T und Nvidia 3D Vision – am PC in der 3. Dimension daddeln
Spätestens seit James Camerons Kinoerfolg Avatar dürfte auch der letzte Kinogänger mitbekommen haben, welche Bedeutung die dritte Dimension (3D) für Filme hat oder haben kann, und hierfür ein nicht unerheblicher technischer Aufwand nötig ist. Schon sehr viel länger spielen wir Computerspiele, in denen wir uns mit Alter-Egos aller Art durch 3D-Welten bewegen – aber immer nur auf einem zweidimensionalen Schirm. Was liegt da näher, genau diese Spiele ebenfalls in 3D zu genießen?
Wir haben uns hierfür ein wenig Hardware in die Redaktion geholt und haben ausprobiert, was notwendig ist, um heute mehr oder weniger unkompliziert am PC unsere geliebten Spiele in 3D zu spielen.
Die einzige Möglichkeit, die wir gefunden haben derzeit nicht nur Filme, sondern auch Spiele in voller Farbpracht am PC zu spielen ist die Lösung von Nvidia in Form des Nvidia 3D Vision 2. Hierzu notwendig ist eine halbwegs aktuelle Nvidia Grafikkarte, das Nvidia 3D Vision 2 Kit, und ein kompatibler Monitor – in unserem Fall den Gaming Monitor XL2420T von BenQ.
Es gibt einige Spiele Entwickler, die ohne die Verwendung von spezieller Hardware einen 3D Modus in ihren Spielen integrieren. Um den Augen die notwendigen verschiedenen Bilder zu zeigen, wird hierfür meist auf die bereits seit Jahren aus diversen Zeitschriften bekannten Rot-Blauen-Anaglyphenbrillen zurückgegriffen, wie sie z. B. Nadeo seinem TrackMania United beilegte, und in (fast) allen TrackMania Racing Titeln zu finden ist. Was die Spielfreude allerdings erheblich trübt, ist die starke Farbverfälschung dieser Lösung.
Kommen wir also zu unserer Hardwareauswahl ...
Der Gaming Monitor XL2420T von BenQ ...
Der Monitor muss nach dem Auspacken zunächst zusammengebaut werden, was einerseits leicht von der Hand geht und einem andererseits auch die massiven Metallteile und robuste Bauweise vor Augen führt. Der Schirm selbst hat auf der Rückseite eine 10x10cm große VESA Halterung, über die der Monitor auf dem Ständer eingehängt wird. Man kann den Monitor auf seinem Standfuß um jeweils ca. 35° nach links und rechts drehen, von -5° bis +20° neigen, und ihn auch hochkant drehen. Zusätzlich ist er in der Höhe um ca. 135mm verstellbar.
An Anschlüssen werden auch keine Wünsche offen gelassen: Ein DVI-D, ein RGB, ein Displayport und 2 HDMI Eingänge stehen für das Signal Bild bereit und können unabhängig voneinander genutzt werden. Zusätzlich werden auf der linken Seite 2 USB Anschlüsse und auf der Rückseite zwischen den Signaleingängen nochmals ein USB-Anschluss geboten. Ein DVI-D, ein RGB-Kabel, sowie ein USB-Host-Kabel für die Verbindung zum PC liegen bei. Für die Tonwiedergabe des via HDMI übermittelten Ton kann der 3,5-mm-Klinken-Buchsen Ausgang auf der linken Seite verwendet werden. Ein praktisches Detail am Rande ist der Haken auf der Rückseite des Monitors, wo man sein Headset bei Nichtverwendung aufhängen kann.
Das verbaute TN-Panel bietet eine Auflösung von 1920x1080 Pixeln (FullHD) mit RGB Hintergrundbeleuchtung und ist subjektiv betrachtet gut und gleichmäßig ausgeleuchtet. Die Reaktionszeit wird von BenQ mit 2ms angegeben. Die Farbdarstellung hängt prinzipbedingt sehr von den zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten ab, ist aber im Werkszustand frei von sichtbaren Farbverfälschungen und Farbstichen.
Die Einblickwinkel sind in der Horizontalen für ein TN-Panel überraschend groß ohne das die Farben oder der Kontrast deutlich abnehmen. Von oben betrachtet wird das Bild leider schon bei kleinen Winkeln deutlich überbelichtet, von unten sieht man schnell ein TN-typisches Negativbild.
Der Schirm hat an allen Seiten einen ca. 18mm dicken Rand. Auf der rechten Seite befinden sich die Kontrollleuchten und Sensortasten. Was besonders gefiel, war die dezente Helligkeit der Anzeigen: Im eingeschalteten Zustand leuchtet die Power-Anzeige gut erkennbar aber unaufdringlich weiß, im Stand-by ist ein schwach leuchtendes rot zu sehen, das im dunklen Raum keinesfalls stört. Die 5 Sensortasten sind im Plastikrahmen mit einer Vertiefung angedeutet, und leuchten weiß, wenn man mit einem Finger in die Nähe kommt. Mit den Tasten kann durch das OSD navigiert und eine Vielzahl von Einstellungen vorgenommen werden – darunter auch alles, was man üblicherweise von einem Monitor erwartet darf: Kontrast, Helligkeit, Gamma-Wert, Schärfe und Farbtemperatur. Die oberen 3 Sensor-Tasten können dabei als Shortcut zu fast allen Einstellung eingerichtet werden, um so einen schnelleren Zugriff auf die jeweilige Option zu erhalten. Die Einstellungsmöglichkeiten selbst werden vom Monitor je nach gewähltem Eingangssignal beschränkt. Die eigenen Einstellungen können als Profil in einem von drei Speicherplätzen hinterlegt werden. Neben den drei frei editierbaren Profilen sind auch noch einige für einzelne Spielgenres (z. B. First-Person-Shooter, Real-Time-Strategy) optimierte Profile hinterlegt.
Da alleine schon die Auflistung aller Einstellungsmöglichkeiten eine stattliche Größe hätte, beschränken wir uns auf die Vorstellung von zwei besonderen und eher ungewöhnlichen Einstellungen: die „Interpolation“ und den „Black eQualizer“.
Die „Interpolation“ bietet neben den üblichen Optionen „Vollbild“, „Seitentreu“ und „1:1“ zusätzlich sechs Formate von handelsüblichen kleineren Monitoren:
Monitore im 4:3-Format: 17' und 19'
Monitore im 16:10-Format: 19' und 22'
Monitore im eigenen 16:9-Format: 21,5' und 23'
Die Simulation der kleineren Monitore wird immer zentriert mit schwarzen Rändern angezeigt. Die einzige sinnvolle Idee für diese Einstellungen, die uns in den Sinn kam, ist die Vorbereitung für Turnierspieler, die vor Ort mit gestellter Hardware spielen, und sich so auf Größe und andere Seitenverhältnisse vorbereiten könne.
Die andere interessante Einstellung ist der „Black eQualizer“. Dieser kann in 20 Stufen eingestellt werden und soll die Helligkeit von dunklen Schatten erhöhen, um diese besser sichtbar zu machen und gleichzeitig die Helligkeit von etwas helleren Schatten nicht verändern. Wir haben Screenshots benutzt um diesen Effekt gezielt wahrnehmen zu können und können bestätigen, dass er funktioniert. Die Einstellung ist nur in einem der beiden FPS-Modus verfügbar. Der Grund für die Screenshots war relativ einfach: Während des Spielens ist uns ein Unterschied nicht bewusst aufgefallen. Eine unbewusste Wahrnehmung und damit die Möglichkeit Objekte in dunklen Teilen des Bildes besser zu erkennen kann aber nicht ausgeschlossen werden. Die Screenshots zeigen: Ein sichtbarer Unterschied ist aber tatsächlich vorhanden.
Ein Highlight der Ausstattung ist die beiliegende „mausähnliche“ Kabel-Fernbedienung, die auf der Rückseite angeschlossen wird. Mit dem roten Scrollrad und der „Zurück“-Taste kann man bequem zurücklehnend durch das OSD navigieren und Einstellungen vornehmen. Mit den anderen drei Tasten kann eines der drei selbst erstellten Profile ausgewählt werden.
Einen weiteren Service bietet BenQ auf der eigens eingerichteten Website: Zu einigen Spielen werden Monitor-Presets von bekannten Pro-Gamern zum Download angeboten. Darunter sind u.a. Presets von Grubby für StarCraft2 und die Presets von HeatoN und SpawN für CounterStrike. Verwendet werden können diese Presets mit dem Game Mode Launcher, der kostenlos angeboten wird, und jedem ambitionierten Spieler die Möglichkeit geben, die Einstellungen des BenQ XL2420T genau so vorzunehmen, wie es die erfolgreichen Spieler auch getan haben.
Das Nvidia 3D Vision ...
Nvidia vertreibt passend zu seinen Grafikkarten das sogenannte Nvidia 3D Vision 2 Kit, eine 3D Shutterbrille und einen kleine „Pyramide“ mit Infrarotsender, die für die Synchronisation zwischen Monitor und Brille sorgt. Die Brillen selbst sind auch einzeln erhältlich, um sein System für weitere „Zuschauer“ zu erweitern, oder zu Verwendung an Notebooks, die den Infrarotsender im Gehäuse integriert haben.
Die Grundidee der Shuttertechnik ist schnell erklärt: Der Monitor zeigt schnell abwechselnd die Bilder für das linke und rechte Auge, die Shutterbrille verdunkelt nun jeweils das Brillenglas vor dem Auge, dessen Bild gerade nicht gezeigt wird. Eine andere und hauptsächlich aus dem Kino bekannte Technik arbeitet mit sogenannten Polfilterbrillen. Hier werden beide Bilder im Zeilensprungverfahren gleichzeitig gezeigt, aber jeweils anders polarisiert, sodass die Brillengläser jeweils das falsche Bild herausfiltern, und nur das jeweils richtige Bild für das Auge sichtbar ist.
Beide Systeme haben natürlich grundsätzliche Vor- und Nachteile. Der nennenswerteste Vorteil der Nvidia 3D Vision Technik ist, dass die Bilder abwechselnd in voller Bildschirmauflösung gezeigt werden können, was bedingt durch das Zeilensprungverfahren bei Polfiltern nicht möglich ist. Der große Nachteil, der durch das ständige Abdunkeln eines Auges unweigerlich entsteht, ist die Wahrnehmung eines störenden Flimmerns. Und genau hier hat Nvidia, anderen Systemen vorraus: Es wurde festgelegt, dass für den 3D Betrieb mit dem Nvidia 3D Vision die Bildwiederholrate bei 120Hz (oder 100Hz) liegen muss, also pro Sekunde jedes Auge 60x abgedunkelt. Dieser Wechsel ist derart schnell, dass man ihn nur noch schwer wahrnehmen kann, und man dementsprechend (fast) kein flimmerndes Bildes mehr sieht. Da die üblichen verkauften Flatscreens aber nur mit max. 60Hz arbeiten – was für den 2D Betrieb auch absolut ausreichend ist – sind spezielle Monitore, deren Panels Bildwechsel mit 120Hz machen, erforderlich – so z. B. der bereits weiter oben vorgestellte BenQ XL2420T.
Die Inbetriebnahme des Nvidia 3D Vison war, wie es nicht anders zu erwarten war, denkbar einfach. Die kleine „Pyramide“ wird mit dem beiliegenden und extra langen USB-Kabel am PC angeschlossen. Die Treiber installieren sich automatisch (bzw. sind bereits installiert, da alles Notwendige im Nvidia Grafikkartentreiber enthalten ist), danach wird im Treibermenu nur noch die Einrichtung gestartet, die neben einem kleinen 3D-Beispiel alle Komponenten testen und einrichten.
An der Vorderseite der Pyramide ist ein grünleuchtender Knopf mit Nvidia-Logo zu sehen, der ein schnelles Ein-/Ausschalten des 3D-Modus erlaubt, auf der Rückseite ist neben dem USB-Anschluss ein endlos drehendes Rädchen, mit dem die "Tiefe", des 3D-Bildes den eigenen Bedürfnissen entsprechend eingestellt werden kann.
Das Nvidia 3D Vision System gibt es mittlerweile in der zweiten Generation. Der einzige Unterschied ist die neue Shutterbrille. Diese unterscheidet sich von ihrem Vorgänger außer in der Optik vor allem durch die etwas größeren Brillengläser und einen etwas geringeren Helligkeitsverlust. Davon abgesehen wird nun eine Micro-USB-Buchse, wie sie an aktuellen Smartphones zu finden ist, anstelle einer Mini-USB-Buchse, zum Aufladen des Akkus in der Brille verwendet.
Beide Brillen lassen sich lange angenehm tragen, einzig bei großen Köpfen könnte der ständige Druck auf die Schläfen und Kopfhaut auf Dauer stören. Angenehm für Brillenträger: Beide Modelle lassen sich über eine „normale“, nicht allzu große Brille drüberziehen. Auch Headsets können ohne Probleme mit der Brille getragen werden. Der Unterschied in der sichtbaren Helligkeit zwischen den Brillengenerationen ist nur im direkten Vergleich wirklich sichtbar und kann eigentlich problemlos mit dem Helligkeitsregler des Monitors ausgeglichen werden. Bei unserem getesteten Monitor wird ohnehin im 3D Modus die Helligkeit automatisch ein wenig angehoben. Was hingegen sehr positiv auffällt, ist das größere Sichtfeld der jüngeren Generation. Es ist zugegeben nicht viel, aber gerade im Vergleich angenehm mehr.
Alles zusammen in Aktion ...
Bei der Auswahl der kompatiblen Spiele machte sich etwas Ernüchterung breit: zwar sind (fast) alle großen Blockbuster Titel der letzten Jahre in Nvidias eigener Datenbank enthalten, aber die Bewertungen machten uns etwas stutzig. Wir hatten einige Titel etwas intensiver getestet, darunter Metro 2033, TrackMania Stadium (Open Beta) und Unreal Tournament 3. Ausschließlich Letzteres wird in der Datenbank aufgeführt, aber alle 3 Titel funktionieren ohne nennenswerte Probleme.
Wie nicht anders zu erwarten war, ist der Grafikkracher Metro 2033 aus dem Jahr 2010 in FullHD Auflösung bei max. Grafikeinstellungen in 3D nicht mehr wirklich spielbar. Ein Beleg dafür, dass alles, was in 2D noch ruckelfrei funktioniert hat, bei gleicher Grafikpracht in 3D etwas mehr Leistung benötigt. Die anderen beiden Titel liefen hingegen problemlos.
Davon abgesehen haben wir alles ausprobiert, was wir auf unserem Testrechner gefunden haben. Wir haben festgestellt, das die Wahrscheinlichkeit eines reibungslos funktionierenden Ergebnisses steigt, je bekannter das jeweilige Spiel ist, und man beruhigt auch den ein oder anderen Titel testen sollte, der nicht in Nvidias Datenbank verzeichnet ist. Die meisten Indie-Titel (z. B. Syder Arcade) hingegen verweigern jegliche Zusammenarbeit, wenn es um einen 3D Modus geht.
Fazit
Der Monitor XL2420T von BenQ alleine für sich genommen, macht im 2D Modus in allen Bereichen eine starke Figur. Die Farben sind kräftig und frei von Farbstichen und können individuell eingestellt werden. Für den 3D Betrieb bringt er den wichtigen 120Hz Modus mit, die Bildqualität ändert sich dadurch nicht. Leider macht er insbesondere, wenn man den Straßenpreis von rund 330€ berücksichtigt, nur dann Sinn, wenn man ihn auch als 3D Monitor verwenden möchte. Andernfalls gibt es zahlreiche ähnlich gute Monitore für weniger Geld.
Das Nvidia Vison 2 Kit ist für knapp 140€ auch nicht gerade ein Schnäppchen. Wer die kleine Pyramide bereits sein eigen nennt, kann für knapp 90€ die Nvidia Vision 2 Brille auch einzeln erwerben. Wer bereits eine Brille der ersten Generation besitzt, für den lohnt die Anschaffung der neuen Brille als Ersatz nicht wirklich, dafür sind die Unterschiede, gemessen an dem Preis, zu gering.
Beides zusammen macht riesigen Spaß und funktioniert. Zugegeben, ein schlechtes Spiel wird in 3D auch nicht besser, aber das was in 2D schon Spaß gemacht hat wird in 3D meist noch interessanter. Das Nvidia 3D Vision System an sich funktioniert – kompatible Spiele vorausgesetzt – und auch die Restriktion bezüglich der Bildwiederholrate ist nach anfänglicher Skepsis absolut sinnvoll für ein flimmerfreies Spielen.