Review (PC): Bobby Car Racing
Wer kennt sie nicht? Bobby Cars sind schlicht und ergreifend bei den Meisten eine Kindheitserinnerung. Wie man damals als kleiner Knirps die Wohnung unsicher gemacht, und teilweise auch die Mieter in der Wohnung darunter zum Wahnsinn getrieben hat. TRGC Interactive will diese Kindheitserinnerung wiederaufleben lassen und autoaffinen großen Kinder ansprechen. Ob dies mit Bobby Car Racing gelingt, lest ihr hier.
Die erste Frage, die bei dem Titel in den Kopf schießt, war bei mir zumindest „was hat sich der Entwickler dabei gedacht?“. Wenn man sich aber einfach mal bei den verrückten Sportarten so umschaut, gibt es hier die wildesten Anwandelungen wie Seifenkistenrennen in den tollkühnsten Kisten oder Ähnliches. So weit so gut. Bobby Car Racing schlägt auch teilweise in die Kerbe „Seifenkistenrennen“. Zumindest noch am Anfang des Spiels.
Man startet mit einem handelsüblichen Bobby Car. In seiner kleinen Hobby-Werkstatt fängt man dann an, sein Bobby Car immer weiter aufzumotzen, um Downhill-Wettkämpfe zu bestreiten. Die Modifikationen reichen am Anfang von größeren Reifen mit besserem Grip bis hin zu Heck- und Frontspoiler. Sogar den Radstand kann man bis zu einem gewissen Grad vergrößern, um ein besseres Kurvenverhalten zu erreichen. So kämpft man sich, rein durch die Schwerkraft, den Berg hinunter, weicht Hindernissen aus und meistert den abgesteckten Parkour so schnell es geht, denn eine Bremse gibt es nicht.
Die gewonnenen Preisgelder reinvestiert man in sein Bobby Car, und nach einer Zeit hat man dann sogar Motoren freigeschaltet, die weitere Rennen ermöglichen, die nicht mehr nur bergab gehen. Ab diesem Punkt geht es im wahrsten Wortsinn Bergauf mit uns und unserem Gefährt. Bestreite die Rennen, und zeige, dass Du an die Spitze der Rangliste gehörst.
Dies klingt erst mal wirklich ambitioniert. Wie wir aber alle wissen, steht und fällt ein Rennspiel mit der Steuerung. Wenn ich in eine Richtung lenke, erwarte ich, dass sich mein Gefährt auch in diese Richtung bewegt. Ich bewege mich schließlich auf einem Gefährt mit lenkbaren Rädern und nicht auf einem Sack Nüsse. Hier hat TRGC Interactive aber ganze Arbeit geleistet. Das Bobby Car fährt so, wie man es von einem Bobby Car erwarten würde. Auf den Standard-Reifen mit recht wenig Grip neigt das Gefährt ein wenig zum Untersteuern. Je besser die Modifikationen - Reifen, Spieler und Radstand - sind, umso besser und leichter ist unser Bobby Car beherrschbar.
Die Steuerung ist wirklich sehr direkt, allerdings wird hier mindestens ein Controller mit Analogstick, besser jedoch ein Lenkrad Pflicht. Auf der Tastatur bekommt man - erfahrungsgemäß - lediglich die Wahl zwischen Geradeaus fahren oder voller Lenkeinschlag. Die feinen Zwischenschritte gibt es einfach nicht. Auch wenn man sich mit immer wieder Drücken der Richtungstaste und Loslassen der Richtungstaste halbwegs behelfen kann, kommt mit einer Tastatur einfach kein Renn-Feeling auf.
Grafisch hat man sich bei diesem Titel bewusst gegen eine realistische Grafik entschieden. Bei Bobby Car Racing handelt es sich schließlich um eine Extremsportart, und das soll man dem Titel ansehen. Knallbunt sind die Gefährte mit denen man sich waghalsig ins Rennen stößt. Die Hindernisse und der Rand des Parkours, welche hauptsächlich aus Heuballen, Fässern und Traktorreifen bestehen, sind in einem wirklich ansehnlichen Comic-Look versehen. Allerdings beweist hier TRGC Interactive wirklich ein glückliches Händchen, und meistert den schmalen Grat zwischen zu kindlich und zu abgedreht. Man hat Freude beim Umschauen auf der Strecke ohne dass einen die Farben anschreien.
Apropos anschreien: Klanglich wird man bei diesem Titel auch nicht im Regen stehen gelassen. Wenn man mit seinem Biest von Bobby Car die Strecke unsicher macht, und die Jagd nach der Bestzeit und somit der Spitze der Weltrangliste aufnimmt, heizt uns hier die Hintergrundmusik ordentlich ein. Treibende Musik peitscht uns nach vorne und spornt uns zu Bestleistungen an, jede noch so kleine Sekunde auf der Strecke durch geschickte Fahrmanöver einzusparen. Dazu mischen sich die atmosphärischen Fan-Gesänge und Jubelschreie der Menschen, die dem Spektakel am Streckenrand beiwohnen. Alles wirkt in sich stimmig und zieht einen sehr gut ins Spiel hinein. Ein paar guter Kopfhörer, und man vergisst die Welt um sich. Hier muss ich wirklich ein großes Lob an TRGC Interactive aussprechen. Wenn einem die Spielmusik jedoch - aus welchem Grund auch immer - auf die Nerven gehen sollte, hat auch hier TRGC Interactive vorgesorgt: Es besteht die Möglichkeit entweder eigene MP3s aus einem einstellbaren Ordner abzuspielen, oder man greift auf eine der verfügbaren Streaming-Anbindungen zurück. Mit Spotify, Deezer, Amazon Music und Apple Musik sollte eigentlich jeder gut bedient sein.
Fazit
Ich muss wirklich sagen: So viel Spaß hatte ich mit einem Rennspiel schon lange nicht mehr. TRGC Interactive hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Steuerung ist genau die richtige Mischung aus Simulation und Arcade-Racern. Es macht einfach Spaß, sich den Berg hinunter zu stürzen. Mit einem Bobby Car ohne Bremsen. Im späteren Spielverlauf, wenn man sein Bobby Car motorisieren kann, geht der Spaß dann erst richtig los. Schon mal mit einem Bobby Car auf der Geraden mit 300 km/h entlang gebrettert? Nein? Dann wird es wirklich Zeit. Wer auch spaßige Rennspiele mit genau der richtigen Mischung aus Simulation und Arcade steht, macht bei diesem Titel absolut nichts falsch, und sollte sich das Spiel, wenn es am 01.04.2023 erscheint, direkt zulegen.