Review (Kino): Der geilste Tag

Was machst du, wenn du die Diagnose bekommst, bald zu sterben? Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz packen alles Geld zusammen und machen sich auf einen Road Trip nach Afrika. Dass der eine nicht ohne Sauerstoffmaske auskommt und der andere beim Autofahren chronisch einschläft, hindert sie nicht daran. Denn sie wollen vor dem Ende noch ihren „geilsten“ Tag erleben. Skurril und bunt.

Bildquelle: Warner Bros. Andi (Matthias Schweighöfer) und Benno (Florian David Fitz) könnten unterschiedlicher nicht sein: Andi ist der brave Musterknabe, der klassische Musik hört und auf dem Klavier spielt. Benno ist der tätowierte Kleinganove, der seine Frau und kleine Tochter im Stich gelassen hat. Was die beiden allerdings verbindet: Sie werden bald sterben. Denn Andi leidet an einer Lungenfibrose und kann ohne neue Lunge nicht lange leben, Benno erhält die Diagnose Gehirntumor. Also fasst der gewiefte Benno den Entschluss, den reichen Andi einzupacken und die letzten Tage des Lebens nochmal richtig zu genießen. Und Schluss sein soll, wenn beide zusammen den „geilsten“ Tag erleben…

Ein hysterisches Mädchenkreischen - Das ist das erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich an Der geilste Tag denke. Leider. Er ist mir deshalb so im Gedächtnis geblieben, weil er zum einen nicht aus dem Mund eines Mädchens, sondern aus Matthias Schweighöfer herausgepresst wird. Und zum anderen weil er nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder eingesetzt wird, um bei jeder Gelegenheit zu betonen, dass der von Matthias verkörperte Andi eine - um es in Bennos Worten auszudrücken - eine verweichlichte Memme ist. Doch das versteht der Zuschauer auch schon mit dem ersten Schrei.

Der geilste Tag beginnt mit einer raffinierten Parallelmontage, die den Alltag von Andi und Benno skizziert und wortlos die beiden Männer als konträre Persönlichkeiten charakterisiert. Dass sowohl Matthias Schweighöfer als auch Florian David Fitz über pointierte Situationskomik verfügen, haben sie auch schon in vorherigen Filmen wie Frau Ella, Da geht noch was oder Hin und weg (zur Kritik) gezeigt. Leider vertrauen die beiden nicht darauf, sondern übersteigern hier unnötig eine Slapstick-Szene nach der anderen. Und dabei hatten die beiden doch alle Fäden in der Hand als Regisseur (Fitz) und Produzent (Schweighöfer). Als ein Tiger dem vor Angst erstarrenden Andi in der Wildnis ins Gesicht pinkelt, während Andi mit heruntergelassenen Hosen dahockt, setzt der Albernheit das i-Tüpfelchen auf. Klar ist, dass das unerwartete emotionale und einfühlsame Ende umso mehr seine Wirkung entfalten kann, wenn es am Anfang als starker Kontrast besonders albern ist. Hier scheinen Regisseur und Produzent darauf zu vertrauen, dass Kinobesucher weniger schnell den Saal verlassen als Fernsehzuschauer umschalten können. Die weite afrikanische Kulisse und die kernigen Farben sind hier nur ein kleiner Trost.

Der Schrei (Bildquelle: Warner Bros.) Zwischen den überdrehten Gags entdeckt man die ernste Suche der beiden Männer nach dem, was wirklich wichtig ist im Leben. Zuerst liefern sich die beiden eine oberflächliche Hetzjagd nach möglich vielen Klicks und Likes, weil sie den Eindruck haben, mit einer spannenden Internet-Identität ein Vermächtnis hinterlassen zu können, weil sie in der Realität niemanden mehr haben. Dies führt dazu, dass Andi und Benno schönen Ereignissen nur dann eine Bedeutung beimessen, wenn sie in gestellten Selfies festgehalten werden. Erst mit der Anfreundung der beiden Männer kommt es zu bedeutungsvollen Erlebnissen, die allerdings im Verborgenen geschehen, wenn die Kamera mal nicht gerade griffbereit ist. So nimmt Der geilste Tag eine schöne (wenn auch nicht überraschende) Wendung und Schweighöfer und Fitz dürfen ihren anfänglich klischeehaften Figuren endlich etwas Tiefe verleihen.

Fazit

Leider nicht so geil - Nach einem stolpernden Anfang nimmt die skurrile Road Trip-Komödie Der geilste Tag eine bedeutungsvollere, aber leider sehr vorhersehbare Wendung vor schöner afrikanischer Kulisse. Also leichtes Kino für zwischendurch, Schweighöfer und Fitz können das besser.

3. März 2016, von Katharina 'Katharina S.' Späth

Bildquelle: Warner Bros.
Der Schrei (Bildquelle: Warner Bros.)