Review (Kino): Batman v. Superman: Dawn of Justice
Die zwei größten Powerhouses des DC Universums treffen endlich auf der großen Leinwand aufeinander. Die Fledermaus gegen das Alien. Der Mensch gegen den Gott. Batman gegen Superman, beruhend auf dem grandiosen Comic von Frank Miller. Zack Snyder hatte also ein hartes Stück Arbeit vor sich. Wie hat er sich geschlagen?
Die Auflehnung gegen den Gott
Flashback: Der Climax von Man of Steel, dem geistigen Vorgänger von Batman v. Superman: Dawn of Justice (ab jetzt nur noch BvS genannt), bestand aus dem spektakulären Kampf zwischen General Zod (Michael Shannon) und Superman (Henry Cavill). Metropolis, die Stadt, in der der Kampf stattfand, war dabei das Opfer vieler Kollateralschäden. Eines der Gebäude, die bei dem Aufeinandertreffen zerstört wurden, gehörte Bruce Wayne (Ben Affleck). Obwohl er noch versucht hat, seine Mitarbeiter zu warnen, war es zu spät: Das Gebäude wurde so stark beschädigt, dass es in sich zusammenfiel und unzählige Menschen begrub. Das war der Tropfen, der das Fass zu Überlaufen brachte: Superman muss Einhalt geboten werden. Und so macht sich Bruce Wayne auf, Superman in seine Schranken zu verweisen.
Gleichzeitig muss sich Superman damit zurechtfinden, wie er von der Öffentlichkeit aufgenommen wird: Als verehrte Gottheit oder verhasster Übermensch, dem man hilflos ausgeliefert ist. Darüber hinaus kommen immer mehr Berichte auf, dass bei seinen Einsätzen unzählige unschuldige Menschen sterben, doch laut eigener Aussage nicht durch seine Hand. Wer ist also für diese Schmierkampagne verantwortlich? Und was hat der junge, exzentrische und hochintelligente Lex Luthor (Jesse Eisenberg) mit dem Ganzen zu tun?
Kenner von The Dark Knight Returns werden bemerken, dass es einige Parallelen zu diesem Meisterwerk der Comic-Geschichte in BvS gibt, aber an vielen Stellen doch abweicht. Das ist auch die vollkommen korrekte Entscheidung, denn das Gefühl des Comics zu replizieren ist schier unmöglich (wobei es durchaus eine gelungene Comic-Verfilmung gibt). Doch das ist nur eines der vielen Probleme, mit denen der Film in meinem Kopf von Anfang zu kämpfen hatte. Schwerwiegender waren da meine Meinung zu Man of Steel, die alles andere als positiv ist, und eine unterbewusste und nicht rationale Ablehnung von Ben Affleck als Batman. Mein Gehirn wollte Affleck durchaus die Chance geben, doch irgendwo war eine kleine Stimme, die das alles nicht komplett ernst nehmen konnte. Wie dem auch sei, auch diese Stimme kann überzeugt werden, nicht wahr?
Große Ambition, Ausführung… eher mau
Eines vorweg: Technisch gibt sich BvS keine Blöße. Jede Einstellung ist mit Bedacht gewählt, klasse umgesetzt und erfüllt seinen Zweck. Auch die akustische Untermalung von Hans Zimmer (unterstützt von Junkie XL) weiß einmal mehr zu gefallen. Hier gibt es nichts zu beanstanden, auch wenn der Film das Rad nicht neu erfindet, aber warum auch. Das große Problem des Films liegt in seinen wichtigsten Teilen: Der Story und den Charakteren. Zu Beginn wirkt die Geschichte von BvS ziemlich abgehackt: Mal verfolgt man Bruce Wayne, mal Clark Kent alias Superman, neue Charaktere wie Lex Luthor und Senator Finch (Holly Hunter) werden eingeführt, bevor das ganze Spiel wieder von vorne beginnt. Zwar gibt es natürlich ziemlich schnell Überschneidungen der verschiedenen Handlungsstränge, doch auch die fühlen sich eher gezwungen an. Bruce muss zu Lex Luther um was zu untersuchen? So ein Zufall, er schmeißt morgen eine Party und Bruce ist eingeladen! Plot Convenience wie sie im Buche steht.
Ein weiteres großes Problem von BvS ist die Tatsache, dass kein Charakter ansatzweise sympathisch bzw. so dargestellt wird, dass man mit ihnen mitfühlt. Batman wirkt zu Beginn wie ein Charakter, mit dem man sich einigermaßen identifizieren kann. Das nimmt jedoch von Szene zu Szene ab, da man eben die Sequenzen hat, in denen gezeigt wird, was für ein toller Mensch Superman ist und dass er einfach von jemanden angeschwärzt wird. Gleichzeitig ist und bleibt Superman charakterlich einfach ein schwarzes Loch, was dem Mitgefühl gegenüber des Charakters nicht gerade förderlich ist. Dazu gesellt sich wiederum Gal Gadot als Wonder Woman, die so unglaublich in die Geschichte gezwängt wird, dass man sich fragt, warum der Charakter überhaupt eingeführt wurde. Lustigerweise wird sie im Film nur mit den Nachnamen ihres Alter-Egos Diana Prince angesprochen, sodass diejenigen, die sich nicht mit Comics auskennen, gar nicht wissen würden, dass es sich hier um die Amazonen-Dame handelt und wer sie überhaupt ist. Der einzige (neu besetzte) Charakter, der einen guten Eindruck hinterlässt, ist Jeremy Irons als Alfred. Während Michael Caine die Rolle mit einem gewissen Pathos gepaart mit Witz und Charme darstellte, ist Irons sehr viel engagierter und ebenso charismatisch.
Man muss aber fairerweise festhalten, dass keiner der Schauspieler eine wirklich schlechte Leistung abliefert. Wie schon erwähnt, ist Jeremy Irons einfach der Lichtpunkt des ganzen Films. Doch auch Ben Affleck sollte alle seine Kritiker verstummen lassen. Die Rolle des Bruce Wayne, zumindest so, wie er in dem Film geschrieben ist, füllt er sehr gut aus. Henry Cavill wirkt leider nach wie vor eher wie eine Wachsfigur als ein Superheld, was aber an dem Superman-Charakter liegt, der leider nur in den seltensten Fällen interessant ist. Er macht also das Beste aus der Rolle. Amy Adams ist als Lois Lane einfach nur da und Holly Hunters Senator Finch ist eine willkommene, wenn auch nur kleine Addition im Universum. Jesse Eisenbergs Lex Luthor ist eine Sache für sich. Ich glaube, dass sich viele Comic-Puristen über die sehr exzentrische Darstellung pikieren werden, doch an sich erfüllt auch Eisenberg seine Rolle gut.
Doch nach wie vor wirkt jeder Schauspieler in BvS hoffnungslos unterfordert, da die Charaktere einfach zu schwach sind. Schade, da der Film durchaus interessante Ansätze hat, die aber nie ausgereizt werden. Hier wäre sehr viel mehr drin gewesen.
Die cineastische Todsünde
Es ist lange her, dass ich so etwas erlebt habe, aber Zack Snyder hat es geschafft: Er hat die cineastische Todsünde begangen. Wer auch nur einen der Trailer zu BvS gesehen hat, kann sich dem Film im Endeffekt nämlich sparen. Es wird kaum Spannung aufkommen, da klar ist, wie das Ende des Films ablaufen wird. Fragen wie „Wer gewinnt, Batman oder Superman?“ sind somit einfach überflüssig, da so gut wie jede von ihnen in den Trailern beantwortet wird. Das ist einfach nur traurig. Ja, die Kampfszenen sind allesamt schön anzusehen, wie sie es auch bei Man of Steel bereits waren. Aber was bringen die Szenen, wenn der Trailer bereits verrät, wie das Endgame des Films aussehen wird?
Fazit
Im Prinzip habt ihr die Wahl: Schaut euch die zweieinhalb Stunden im Kino gegen Bares an oder schaut die zweieinhalb Minuten lange Zusammenfassung auf Youtube umsonst. Ich würde mich eher für zweiteres entscheiden. Batman v. Superman: Dawn of Justice hatte großes Potenzial, das aber nie ausgeschöpft wird und durch die Trailer eigentlich auch von Vornherein im Keim erstickt wurde.