Review (DVD): ORPHAN - Das Waisenkind
Kate und John Coleman haben eine schwierige Zeit hinter sich. Zahlreiche Probleme, die sogar zu einer Fehlgeburt führten, waren eine echte Belastung für die Ehe der beiden. Doch inzwischen hat Kate sogar ihr Alkoholproblem erfolgreich bekämpft, so dass beide sich entschließen, ihrer kleinen taubstummen Tochter und ihrem jungen Sohn eine weitere Schwester zu schenken und hierfür ein Waisenkind zu adoptieren. In einem kirchlichen Waisenhaus treffen sie auf die...
... neunjährige Esther, die ein besonders intelligentes und etwas eigenartiges Mädchen ist und deren Eltern bei einem Hausbrand ums Leben kamen. Die Colemans sind beide von Esther sehr angetan und entschließen sich zu Adoption.
Schon bald zeigt sich, dass Esther erstaunliche Eigenschaften besitzt, so kann sie z.B. hervorragend Malen und Klavierspielen. Allerdings tauchen nach und nach immer mehr Probleme auf: Sie weigert sich zum Zahnarzt zu gehen, schockt andere durch ihre Frühreife und wird von ihren Klassenkameradinnen gehänselt. Als sich eine dieser Peinigerinnen ein Bein bricht, scheint Esther daran nicht unbeteiligt zu sein. Und nach und nach passieren immer schlimmere Dinge...
Orphan - Das Waisenkind ist ein echtes Highlight in einem an für sich ziemlich ausgelutschen Genre. Wer jedoch glaubt, alles über böse Kinder in Gruselfilmen zu kennen, wird hier wohl eine wirklich fiese Überraschung erleben. Den Orphan macht einfach alles richtig. Nachdem der Film mit einer ziemlich schockierenden Sequenz startet, schaltet er erst einmal ein paar Gänge herunter und setzt auf die Charakterentwicklung.
Gleichzeitig beginnt sich der eigentliche Horror langsam an den Zuschauer heranzuschleichen. Anfänglich Vorhersehbares wird nach und nach durch fiese, überraschende Schocks ersetzt. Esther wird in ihren Methoden immer perfider und schafft es schließlich perfekt, alle gegeneinander auszuspielen, bis das Leben mit ihr zum totalen Alptraum wird. Hinzu kommen noch einige hundsgemeine Einfälle und eine echte Überraschung im letzten Drittel des Films, der zum Ende hin immer rasanter wird.
Gute schauspielerische Leistungen gibt es bei allen Beteiligten zu verzeichnen. Vor allem Vera Farmiga als die vom Schicksal gezeichnete Kate spielt ihre Rolle als psychisch labile Mutter sehr gut. Peter Sarsgaard als John ist in seiner Darstellung des Vaters zwar etwas zurückhaltender, aber man nimmt ihm die Rolle den gelegentlich Konflikte aus dem Weg gehenden Erziehers komplett ab. Jimmy Bennett gibt den nervigen vorpubertierenden Sohn Daniel und wirkt genau so (bei Attacken gegen ihn sind da sogar gelegentlich mal die Sympathien auf seiten Esthers). Richtig leid tut einem die kleine Tochter Max (gespielt von Aryana Engineer), die von Esther öfters als Gehilfin missbraucht wird.
Und damit wären wir auch bei der Rolle der Esther. Was Schauspielerin Isabelle Fuhrman hier in der Darstellung des fiesen Mädels abliefert, ist wahrlich oscarreif, insbesondere wie sie sich in sekundenschnelle vom Unschuldsengel zur Teufelin wandeln kann. Und sie schafft es auch, dass aus der Rolle der Esther nicht nur das personifizierte Böse wird, sondern dass man durchaus auch an einigen Stellen Mitleid mit ihr hat.
Regisseur Jaume Collet-Serra, von dem bisher nur das bei uns eher unbekannte Sportdrama Goal II: Living the Dream und das recht trashige House of Wax-Remake stammte, leistet bei Orphan - Das Waisenkind Beeindruckendes. Nicht nur die Kameraarbeit beeindruckt, sondern auch das perfekte Timing und die vielen Szenen mit Gänsehautmomenten (z.B. wenn man plötzlich im Hintergrund schemenhaft Esther auftauchen sieht). Die DVD von Kinowelt besitzt ein sehr gutes Bild, gleiches gilt für den Ton. Bei den Extras gibt es unter anderem Interviews mit Darstellerinnen, Darstellern und dem Regisseur; sowie geschnittene Szenen - für eine DVD auch ganz anständig.
Wer den ohnehin guten Trailer sieht, dem sollte auch gesagt sein, dass der Film aufgrund seiner Darstellerinnen und Darsteller, der gelungenen Regie und der interessanten Wendungen sogar noch viel gelungener ist. Kurz und knapp: Orphan - Das Waisenkind dürfte einer der besten Gruselfilme der letzten Jahre sein!
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