Kino (Preview): Am grünen Rand der Welt
Idyllische Landschaftsaufnahmen und eine Frau zwischen drei Männern. Nein, ich rede nicht von Rosamunde Pilcher, sondern von der Verfilmung des bekannten Romans Am grünen Rand der Welt (im Original: Far From the Madding Crowd) von dem britischen Autor Thomas Hardy mit der erfolgreichen Newcomerin Carey Mulligan.
Bathsheba Everdene (Carey Mulligan) ist eine emanzipierte, junge Frau, die ihre Freiheit über alles liebt. Alleine führt sie erfolgreich eine Farm, sehr zum Missfallen der meisten Männer. Trotzdem wird sie von dreien umschwärmt: Der ruhige Schäfer Gabriel Oak (Matthias Schoenaerts) macht ihr als erster einen Heiratsantrag, den sie jedoch überrumpelt ablehnt. Auch die Annäherungsversuche des betuchten Gutsbesitzers William Boldwood (Michael Sheen) unterdrückt die selbstbewusste Bathsheba. Doch dann lässt sie sich unbedacht auf den undurchsichtigen Offizier Frank Troy (Tom Sturridge) ein…
Regisseur Thomas Vinterberg zeigte in dem Thriller Die Jagd (2012) über einen Kindergärtner, der der sexuellen Belästigung beschuldigt wird, sein Gespür für einen cleveren Spannungsaufbau nur mithilfe von dem bewussten Weglassen von Kommunikation. In Am grünen Rand der Welt ist es das sensible Einfangen von Lichtspielen und kräftigen Farben, die das Liebesdrama der jungen Protagonistin in ein Märchenkleid stecken, untermalt von einem melancholischen Soundtrack.
Im Mittelpunkt steht Bathshebas Beziehung zu ihren drei Verehrern. Der bedachte Schäfer Gabriel ist wie der Fels in der Brandung, auch wörtlich verkörpert durch den muskulösen Belgier Matthias Schoenaerts (bekannt aus Der Geschmack von Rost und Knochen, 2012). Obwohl er gleich zu Beginn von der egoistischen Bathsheba abgewimmelt wird, bleibt er als treuer Arbeiter an ihrer Seite. Immer mehr wird er zu ihrem einzigen und vor allem ebenbürtigen Freund. Im Vergleich zu dem stämmigen Arbeiter wirkt der zwielichtige Offizier Frank wie ein pubertierendes Hemdchen. Wild mit einem Stock die Gänse auf dem Hof aufscheuchend im penibel sauberen, roten Offiziers-Gewand, fällt es schwer, den Jüngling als fähigen Mann wahrzunehmen. Der kultivierte William (Michael Sheen, bekannt aus Midnight in Paris, 2011) symbolisiert hingegen Stil und Wohlstand.
Carey Mulligan (bekannt aus The Great Gatsby, 2013) zeigt authentisch die Entwicklung der Bathsheba von der arroganten, emanzipierten und unkonventionellen Frau, die „nicht der Besitz eines Mannes sein“ will, bis zur würdevollen Farmerin, die auch Fehler eingestehen kann. Als Off-Erzählerin gibt sie außerdem Eindrücke ihrer Gedanken.
Malerische Landschaftsaufnahmen und kräftige Farben zeigen die Idylle von Wessex im Süden von England, der Heimat von Buchautor Thomas Hardy. Nur wenige Mal rutscht die Verfilmung ins Kitschige und damit unfreiwillig ins Komische ab. So beispielsweise die ehrfürchtige Bathsheba, als Frank ihr bei einem romantischen Treffen im Wald seine Fecht-Künste unter Beweis stellen möchte. Es endet jedoch in einer Nahaufnahme von ihm mit konfusen Armbewegungen.
Fazit
Am grünen Rand der Welt zeigt in farbenprächtiger Bildsprache die märchenhafte Suche der unkonventionellen Bathsheba nach ihrem „Mister Right“, der am Ende natürlich auf einem Pferd angeritten kommt.