Feuer frei für Cannon Films: ELECTRIC BOOGALOO ab 21.04. als DVD und Blu-ray
Heute erscheint ELECTRIC BOOGALOO, die unterhaltsame Doku über Cannon Films, auf DVD und Blu-ray. Weit über 100 Filme drehten die filmverrückten Cousins Menahem Golan und Yoram Globus in den 80er-Jahren und prägten damit das Jahrzehnt. Wir stellen ein paar der Cannon-Highlights vor.
Sexbomben, Trashgranaten und Rohrkrepierer - Feuer frei für Cannon Films
Nach enormen Erfolgen mit der Eis am Stiel-Reihe in ihrer israelischen Heimat, machten sich die Cousins Menahem Golan und Yoram Globus Ende der 70er-Jahre auf, um Amerika zu erobern. Die 80er-Jahre gehörten Cannon Films: aus allen Rohren feuerte das Filmstudio seine Trashgranaten auf die Kinoleinwände und Videotheken, torpedierte guten Geschmack mit seinen Low-Budget-Produktionen. ELECTRIC BOOGALOO (auf Blu-ray und DVD) beleuchtet unterhaltsam den verrückten Werdegang des kultigen Filmstudios, zahlreiche Weggefährten zünden ein Feuerwerk bizarrer Anekdoten. Wir stellen die große Dekade von Cannon Films vor - mit je einem cineastischen Meisterwerk pro Jahr:
1980 - SCHIZOID
Die frühe Cannon-Produktion für den amerikanischen Markt kann mit Klaus Kinski in der Hauptrolle nominell richtig auftrumpfen. Regisseur David Paulsen bedient sich für seinen Thriller um einen gefürchteten Messermörder sowohl bei Hitchcocks Psycho, als auch beim italienischen Giallo-Genre - man kann aber nur rätseln, ob letzteres auch bewusst geschah. Eine gewisse Klasse kann man Schizoid nicht absprechen, natürlich vor allem wegen dem unnachahmlichen Klaus Kinski.
1981 - NINJA, DIE KILLER_MASCHINE
Erster Film der Ninja-Trilogie aus dem Hause Cannon und Beginn einer Ninjafilm-Welle Anfang der 80er-Jahre. Franko Nero wurde eher zufällig auf dem Manila Film Festival gecastet, und die Frage, ob er nun ein Ninja ist oder nicht, stellt sich nicht nur im Film, sondern auch unter den Beteiligten. Selbst Nero sagt dazu: „Keine Ahnung, habe nie einen Ninja gesehen.“
Ausschnitt aus ELECTRIC BOOGALOO
1982 - DER MANN OHNE GNADE
Sieben Jahre nach dem Selbstjustiz-Thriller Ein Mann sieht rot, schlüpft Charles Bronson erneut in die Rolle von Paul Kersey, der das Gesetz auf blutige Weise selbst in die Hand nimmt. Moralisch zwar heftig umstritten, erhielt die Death Wish-Reihe bis 1993 noch weitere drei Teile. Für den Soundtrack zu Der Mann ohne Gnade wurde Led Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page für die Goldene Himbeere nominiert.
Ausschnitt aus ELECTRIC BOOGALOO
1983 - HERKULES
Ein Film für die Götter: als Familienfilm geplant, aber unter dem Motto „Sex sells!“ verwirklicht, geriet Cannons Adaption der griechischen Mythologie mit hanebüchenen Spezialeffekten zum bescheidenen, aber respektablen Kassenschlager. Ob der als Der unglaubliche Hulk bekanntgewordene Muskelprotz Lou Ferrigno von der gewonnenen Goldenen Himbeere satt geworden ist, weiss nur Göttervater Zeus.
1984 - BREAKIN‘
Breakin‘ ist ein gutes Beispiel, wie Cannon-Mastermind Menahem Golan aus Trends einen Film machen konnte. So auch zum gerade aufkommenden Phänomen Breakedance. Breakin‘ war einer der ersten Filme über die junge Subkultur, musste sich aber trotz enormen Erfolgs dem im gleichen Jahr erschienenem Beat Street geschlagen geben. Rapper Ice-T hat hier seinen ersten Filmauftritt, als er selbst.
1985 - MISSING IN ACTION 2 - DIE RÜCKKEHR
Wer wissen will, was es mit den berühmten Chuck-Norris-Witzen auf sich hat, muss ihn sich nur als Colonel Braddock in der Missing in Action-Reihe ansehen. Die Ein-Mann-Kampfmaschine steht sinnbildlich für sein berüchtigtes Image. Zeitlich vor dem ersten Teil gedreht, ist Missing in Action 2 eigentlich ein Prequel und sollte auch zuerst erscheinen. Nach diversen Testsichtungen entschied Menahem Golan aber anders. Wenig subtil und moralisch zweifelhaft sind aber beide.
Ausschnitt aus ELECTRIC BOOGALOO
1986 - DIE CITY-COBRA
Der erste von zwei Cannon-Filmen mit Silvester Stallone, mit Brigitte Nielsen auch weiter prominent besetzt, war ein großer kommerzieller Erfolg. Für Stallone, der hier seine Vorstellung des Beverly Hills Cops umsetzen konnte, war es nach den Rambo- und Rocky-Filmen der erfolgreichste Actionfilm des Jahrzehnts. Kurz nach den Dreharbeiten heirateten er und Nielsen. Das private Glück liess beide sicher über ihre Nominierungen für die Goldene Himbeere hinwegkommen.
1987 - MASTERS OF THE UNIVERSE
Die Idee einer Realverfilmung einer Actionfiguren-Serie war 1987 durchaus innovativ und vielversprechend. Und nachdem Dolph Lundgren als Ivan Drago in Rocky IV einige Berühmtheit erlangte, war in dem schwedischen Hünen auch der perfekte He-Man gefunden - Lundgrens erste Hauptrolle. Dennoch fiel der verhältnismässig aufwändig produzierte Streifen bei Kritikern wie Kinobesuchern durch und gilt als Anfang vom Ende von Cannon Films.
1988 - BLOODSPORT
Der lose auf der Lebensgeschichte des Kampfsportlers Frank Dux basierende Film war der Durchbruch für Jean-Claude Van Damme. Dafür musste der Belgier im wahrsten Sinne des Wortes selbst Hand anlegen: nach einer katastrophalen ersten Schnittfassung setzte Van Damme sich selbst öfter und die Kampfszenen dynamischer in Szene - mit Erfolg! Bloodsport wurde einer der erfolgreichsten Martial-Arts-Filme weltweit und auch einer der erfolgreichsten Filme von Cannon.
1989 - KARATE TIGER 3 - DER KICKBOXER
Verständlich, dass Cannon nach dem Erfolg von Bloodsport wieder auf Martial-Arts mit [iJCVD setzte. Nicht so verständlich ist die Namensgebung im deutschsprachigen Raum. Im Original als Kickboxer erschienen und Auftakt einer fünfteiligen Reihe, hat der Film mit der Karate Tiger-Reihe (im Original No Retreat, No Surrender) nichts gemeinsam, außer das Genre und Van Damme im jeweils ersten Teil. Und auch wenn sich Kritiker wieder ungnädig gaben, wurde der Film ein Kassenschlager.
Wer in den 1980er Jahren Videotheken-Kunde war, kennt ihre Filme. Die Cousins Menahem Golan und Yoram Globus kamen aus Israel, wo sie mit ihren „Eis am Stiel“-Produktionen viel Geld verdient hatten, und eroberten Amerika. Sie gingen nach Hollywood und machten in schwindelerregendem Tempo Filme, hemmungslos auf das zugeschnitten, was sie für den Publikumsgeschmack hielten. Action und Sex war ihre Devise. Ihre Stars hießen Chuck Norris, Van Damme und Charles Bronson. Bo Derek und Sylvia Kristel sorgten für Erotik. Wer für Cannon Films arbeitete, saß in einem Irrenhaus und hat viel zu erzählen. Und das tun die Interviewpartner in dieser Doku über die Cousins mit der großen Liebe zum Kino, aber ohne Geschmack. Ein Feuerwerk von Anekdoten und Filmclips sorgt für beste Unterhaltung!
Filmemacher Mark Hartley liebt Trash-Filme und blickt gerne hinter die Kulissen ihrer Produktion. Denn die Welt jenseits der Filmkunst und des teuren Mainstreams ist bunt, verrückt und äußerst vergnüglich. Mit großer Leidenschaft sucht und sammelt Hartley, was es Interessantes zu berichten gibt. In seiner neuesten Dokumentation widmet er sich dem Aufstieg und Fall der Cannon Group.
Die B-Movies aus der Schmiede der beiden überlebensgroßen Filmverrückten Menahem Golan und Yoram Globus bieten diesem Archäologen des Trash-Films ein ideales Grabungsfeld: Delta Force, Missing in Action, Death Wish, Bloodsport, American Fighter. Denn Golan/Globus produzierten und inszenierten in manchen Jahren gut 40 Filme. Jeder, der jemals mit Cannon Films zu tun hatte, hat irrwitzige Geschichten zu erzählen.
Hartley montiert aus Anekdoten und Kommentaren, TV-Ausschnitten und einer Unmenge von Filmclips eine rasante Fahrt durch gut zehn schillernde Jahre des Produzententeams. Über den absurden Stories und bizarren Filmszenen vergisst Hartley aber nicht, dass Cannon Films gelegentlich auch Meisterwerke wie Runaway Train hervorbrachte. Es ist ein berührender Moment, wenn der betagte Franco Zeffirelli über die Arbeit an seinem legendären Otello sagt: „Sie waren die besten Produzenten, mit denen ich je zusammengearbeitet habe.“