Zum heutigen Kinostart von GLÜCK

Eine Existenz am Rand der Gesellschaft – für viele Punks und Prostituierte ist diese Realität. Im neuen Doris-Dörrie-Film "Glück" (Kinostart: 23. Februar 2012) finden der Punk Kalle (Vinzenz Kiefer) und die Prostituierte Irina (Alba Rohrwacher) dennoch ihr gemeinsames Hochgefühl. Grund genug, sich einmal anzusehen, wie die Situation für Punks und Prostituierte in Deutschland wirklich ist.

Deutsche Punk-Kultur – aus allen Gesellschaftsschichten stammend
Ob aus der Unterschicht, Mittelschicht oder Oberschicht – Punks finden sich in Deutschland aus allen Ebenen der Gesellschaft zusammen. Aus der Protestkultur der 1970er Jahre entwickelt, sind die Vertreter dieser Szene meist männlich, zwischen 14 und 40 Jahren alt und setzen sich oft mit zerrissener Kleidung, Piercings und Tattoos, Irokesen-Schnitt und politischer Musik gegen gesellschaftliche Normen und für mehr individuelle Freiheit ein.

Vorurteile gegen Straßenpunks

Es gibt politische und unpolitische Punks, Mode-Punks, auf der Straße lebende Punks und solche mit Wohnung oder Bauwagen – die Szene ist trotz der gemeinsamen Ideale sehr vielfältig. Dennoch: Viele Außenstehende sehen die Vertreter der Bewegung mit Ihrer Anti-Haltung gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft vor allem als Unruhestifter, die vermeintlich alle auf der Straße leben, sich betrinken, randalieren und faulenzen. Oft werden sie auch fälschlicherweise pauschal mit linksautonomen Radikalen gleichgesetzt.

Osteuropäische Prostituierte in Deutschland in der Mehrheit

Während Punks meist männlich sind und sich aus einheimischen Gesellschaftsschichten rekrutieren, stammen Prostituierte in Deutschland häufig aus dem Ausland – die meisten Migranten in diesem Bereich kommen ursprünglich aus Osteuropa, Thailand oder der Sowjetunion. Ca. 400.000 Prostituierte arbeiten aktuell in Deutschland, mehr als 90 Prozent davon sind weiblich. Die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen ist riesig: Mehr als eine Million Mal werden sie hierzulande im Schnitt täglich wahrgenommen. Leider ist die organisierte Kriminalität oft nicht weit entfernt vom Geschehen: Zahlreiche Frauen werden von verbrecherischen Banden eingeschleust und zur Prostitution gezwungen.

Schwierige Situation in der Prostitution

Doch auch für alle anderen Vertreter der Prostitution ist die Situation oft schwierig. Auch das Prostitutionsgesetz, das 2002 in Kraft getreten ist und das die rechtliche Stellung des Gewerbes als Dienstleistung regelt, hat daran nicht viel ändern können. Die Innenminister der Bundesländer gaben zu Protokoll, dass es keine messbaren Belege dafür gibt, dass durch das Gesetz ein "kriminalitätsmindernder Effekt" erzielt wurde. Gefahren der Diskriminierung, der finanziellen und sexuellen Ausbeutung sowie gesundheitliche Risiken sind allgegenwärtig.

Sexarbeit und Protestbewegung – das scheinen in Deutschland immer noch heikle Themen zu sein. Umso schöner, dass Doris Dörrie in ihrem neuen Film "Glück" an der Liebesgeschichte zwischen dem Punk Kalle (Vinzenz Kiefer) und der Prostituierten Irina (Alba Rohrwacher) zeigt, dass auch die Menschen aus diesen Bereichen der Gesellschaft wie alle anderen auch nach ihrem eigenen Stück Glück und Zufriedenheit streben. Doch wird die Harmonie zwischen Kalle und Irina beständig bleiben? Kinobesucher können dies ab dem 23. Februar 2012 erfahren.

23. Februar 2012, von Markus 'Markus S.' Schaffarz

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