Spiel 23: Mega-Monster und Hirnparasiten! Mindbug Erfahrung

Bei Mindbug kloppen wir uns im Zwei-Spieler-Duell mit kreativen Kreaturenkarten um den Sieg. Dabei haben wir es nicht nur auf die gegnerischen Lebenspunkte abgesehen, sondern auf die mächtigen Wesen des Gegenübers. Das bringt schnellen Spielspaß und ist optisch toll gestaltet. Und dann hat auch noch Magic-Macher Richard Garfield die Finger im Spiel.

Es gibt keine schwache Starthand

Als jahrelanger Magic-the-Gathering-Spieler fühle ich mich bei Mindbug sofort in meinem Element. Fette Kreaturen ausspielen, den Gegner möglichst effektiv angreifen und die eigenen Lebenspunkte gegen Attacken von der anderen Tischkante verteidigen. Das habe ich alles schon einmal gesehen. Und trotzdem konnte ich zunächst kaum glauben, was ich in der ersten Partie am Messestand von Nerdlab Games auf meiner Starthand hielt. Denn: Mindbug kennt keine unspektakulären Unterstützungskarten oder harmlosen Hilfskreaturen, mit denen wir unsere Auslage langsam aufbauen. Stattdessen schalten wir direkt in den sechsten Gang und drohen unser Gegenüber ab der ersten Runde mit Karten plattzuwalzen, die das Spiel in wenigen Zügen entscheiden können. Zwischen den Zeilen lies sich jede Karte in etwa so: VOLL IN DIE FRESSE!!

Die Qual der Wahl

Ein Beispiel von meiner Starthand ist der äußerst witzig illustrierte Brummbär, der dank eines angehefteten Bienenhinterteils durch die Lüfte schwebt. Optisch nett - weniger lustig jedoch für meinen Gegner Markus. Denn mit einer Stärke von 8 bringt der grummelige Winterschläfer ordentlich Masse mit, die mein Widersacher erst einmal blocken muss. Um auf Nummer sicher zu gehen, hat die Kreatur aber noch eine zusätzliche Fähigkeit aufgedruckt. Diese besagt, dass der Brummbär nicht von Kreaturen mit Stärke 6 oder weniger geblockt werden kann und macht meinem Gegner erst so richtig arge Probleme. Nimm das, Markus! Brumm Brumm Es sind nämlich nur wenige Lebenspunkte, die bei Mindbug über Sieg oder Niederlage entscheiden. Genau genommen, startet jeder Spieler mit drei Leben, die man möglichst lange zu verteidigen versucht. Jeder erfolgreiche Angriff des Gegners kostet einen der kostbaren Punkte. Und dabei helfen nicht nur brummende Bären.
Weitere Beispiele von meiner Starthand gefällig? Kein Problem. Da wäre etwa der nicht minder genial gezeichnete Haihund, der ebenfalls schnell als schweres Geschütz zu erkennen ist. Der vierbeinige Meeresbewohner mit den blitzenden Zähnen bringt zwar nur eine Stärke von 4 auf den Tisch - und damit halb so viel wie unser honigliebender Höhlenbewohner. Dafür erlaubt mir der Fisch im Hundehalsband jedoch bei jedem Angriff, eine generische Kreatur mit Stärke 6 oder mehr zu zerstören, noch bevor der Gegner blocken kann. Heißt: Sorry, Brummbär - der Hai würde dich ratzfatz in den ewigen Winterschlaf schicken. Oder soll ich vielleicht die gefährliche Eulenspinne spielen? Das achtbeinige Vogelmischwesen hat zwar nur eine Stärke von 3, besitzt aber gleich zwei der verschiedenen Schlüsselwörter, die sich auf Mindbug-Karten befinden können: Raffiniert und Giftig. Raffinierte Kreaturen können nur von Kreaturen geblockt werden, die ebenfalls raffiniert sind. Giftige Kreaturen töten gegnerische Kreaturen im Kampf immer - unabhängig von deren Stärke.

Der Mindbug übernimmt die Kontrolle

Nach einem Blick über meine Starthand war somit schnell klar, dass jede der Kreaturen in ähnlichen Spielen zu den Karten der höchsten Seltenheitsstufe zählen würde. Finisher, die mit hohen Kosten oder anderen Einschränkungen verbunden wären. In Mindbug bilden sie mein gesamtes Deck - und noch besser: Sie kosten mich nicht einmal etwas. Ich habe nämlich in jedem meiner Züge die Wahl, entweder eine Karte (es gibt nur Kreaturenkarten) auszulegen oder mit einem meiner mächtigen Mischwesen anzugreifen.
Ist Mindbug also nur ein hochgezüchtetes Magic the Gathering, bei dem wir uns von Beginn an die Köpfe einschlagen bis einem Spieler die Monster-Munition ausgeht? Nein, nicht ganz. Denn hier kommt der entscheidende Twist ins Spiel, der Mindbug so faszinierend und besonders macht: Der MINDBUG! Jeder Spieler verfügt gleich zu Spielbeginn über zwei dieser tentakelbestückten Alienwesen, die durch gesonderte Karten repräsentiert werden. Immer wenn jemand eine Kreatur ausspielt, hat das Gegenüber die Möglichkeit, einen der Hirn-Parasiten einzusetzen und so die Kontrolle zu übernehmen. Die betreffende Karte kommt dann so ins Spiel, als ob sie vom Spieler mit dem Mindbug ausgespielt worden wäre. Und damit sieht meine Starthand schon gar nicht mehr so übermächtig aus. Denn was wäre nun, wenn ich meinen lieb gewonnen Brummbär gleich in der ersten Runde ausspiele und der Gegner entscheidet, dass er in Wahrheit auch ein großer Bärenfan ist? Das Gegenüber müsste bloß einen der beiden Mindbugs umdrehen, um zu markieren, dass er benutzt wurde - dann würde Meister Petz plötzlich auf der anderen Tischseite brummen und die haarigen Tatzen nach meinen Lebenspunkten ausstrecken. Unschön. .. Und so entwickelt sich Mindbug zu einem anhaltenden Psycho-Duell, bei dem wir ständig abwägen, welche unserer überstarken Karten wir zuerst auf den Tisch legen, wie wir unseren Gegner am geschicktesten ködern, und ob es an der Zeit ist, unsere eigenen Mindbugs einzusetzen. Zusammen mit dem unkomplizierten Spielstart, den schnellen Runden und den zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten kommt so nach jeder Partie schnell die Lust auf eine weitere Runde auf.

Richard Garfield und neues Futter für die Gedankenkontrolle

Das Gefühl eine abgewandelte und kompakte Version von Magic the Gathering auf dem Tisch zu haben, kommt nicht von ungefähr. Denn unter den Designern ist niemand geringeres als Magic-Schöpfer Richard Garfield, der Mindbug zusammen mit Christian Kudahl, Marvin Hegen und Skaff Elias entwickelt hat. So ist dann auch nicht verwunderlich, dass viele der Fähigkeiten auf den Karten stark an Schlüsselwörter aus dem Magic-Universum erinnern. Wichtig ist allerdings noch, zu betonen, dass es sich bei Mindbug nicht um ein Sammelkartenspiel handelt. Sowohl das Grundspiel, als auch die bisher erschienen Erweiterungen sind eigenständig und geben jeweils ausreichend Material für zahlreiche abwechslungsreiche Partien her. In Essen konnten Besucher erstmals die neu erschienene Erweiterung „Jenseits der Ewigkeit“ anspielen und erwerben. Die frische Kreaturenauswahl bietet uns die Möglichkeit, unsere Kämpfer mit Karten aus dem Ablagestapel zu verstärken. Ebenfalls erhältlich ist die Erweiterung „Jenseits der Evolution“, die Kreaturen mit mehreren Evolutionsstufen einführt.

Mir hat das bekannte Konzept mit innovativem Twist hervorragend gefallen. Deshalb klare Empfehlung für Mega-Monster und Hirn-Parasiten!

12. Oktober 2023, von Sascha 'Gamethulhu' Kröner

Die Qual der Wahl
Brumm Brumm