Review (Xbox 360): Bioshock: Infinite

Mit Bioshock Infinite startete dieses Jahr die Welle von potenziellen Game-of-the-Year Kandidaten relativ früh. Besser spät als nie haben nun auch wir es geschafft, uns den Titel genau anzuschauen. Ob das Spiel den hohen Ansprüchen der GamesUnit.de-Redaktion standhalten und die Vorschusslorbeeren bestätigen kann, lest ihr hier ...

Grafik

Wow. Mehr fiel mir beim ersten Anblick Columbias erst einmal nicht ein. Denn anstatt „under the sea“ mit dementsprechend düsteren, bedrückenden, und klaustrophobisch engen Räumen heißt es nun „Über den Wolken“, denn Columbia ist eine Stadt, die in den Wolken schwebt. Und dabei sieht sie noch sehr gut aus. Wenn man den Blick in die Weite schweifen lässt, kann man manchmal einfach nicht anders, als anfangen zu träumen. Aus diesem Idyll wird man jedoch ziemlich schnell gerissen, sobald man sich die Texturen der Umgebungen etwas genauer anschaut, denn diese sind relativ oft leider ziemlich schwach, sprich grobkörnig und/oder verschwommen. Das ist sehr schade, denn aus der Entfernung sieht alles so toll aus. Die Charaktere sehen allesamt ziemlich ordentlich aus, auch wenn sie eine merkwürdige Physiologie besitzen, insgesamt ergibt das aber doch ein ziemlich stimmiges Bild. Im Großen und Ganzen weiß Bioshock Infinite also optisch schon zu gefallen, auch wenn der große Wermutstropfen in Form der z.T. schwachen Texturen leider bleibt und immer wieder negativ auffällt.

Sound

Hier macht Garry Schyman so schnell keiner was vor. Die Soundkulisse, die hier abermals von ihm geschaffen wurde, ist wieder einzigartig. Ob man nun während einer ruhigen Phase durch Columbia wandert und einem Barbershop-Quartett dabei zuhört, wie sie ein Liedchen trällern, oder ob man während der Kämpfe von treibenden, verzerrten Geigen in Stress versetzt wird, alles ist einfach unglaublich passend und grandios. Nicht zu vergessen sind die restlichen Geräusche Columbias. Wenn man z. B. während einer Rettungsaktion den markerschütternden Schrei Songbirds hört, kann es durchaus passieren, dass einem die Nackenhaare zu Berge stehen. Nicht verstecken muss sich darüber hinaus die deutsche Synchronisation des Spiels. Natürlich erreicht sie zu keinem Zeitpunkt die Qualität des englischen Originals, doch ist sie, bis auf die Lippensynchronität (was irgendwie kein Spiel wirklich hinbekommt), sehr gut gelungen. Vor allem Shandra Schadt, die deutsche Stimme von Elizabeth, macht ihre Sache hervorragend und bringt den Charakter Elizabeths sogar in der deutschen Fassung gut zur Geltung. Torben Liebrecht, der Booker DeWitt spricht, bleibt da insgesamt etwas blasser, was aber eher an Booker selbst liegt, und nicht an Liebrechts Leistung.

Gameplay

„Bringen Sie uns das Mädchen, und tilgen Sie Ihre Schuld!“ Mit diesen Worten wird Booker DeWitt mehr oder minder unfreiwillig auf den Weg nach Columbia geschickt, um die junge Elizabeth nach New York zu bringen. Doch kaum in Columbia angekommen, fällt ihm sprichwörtlich der Himmel auf den Kopf: Wegen seines Males auf der Hand als „falscher Hirte“ gebrandmarkt, muss er sich nun mit den Polizisten und sonstigen Vertretern des Gesetzes Columbias auseinandersetzen. Booker lässt sich dadurch jedoch nicht von seinem Auftrag abbringen, und kann sich schlussendlich zu Elizabeth durchschlagen. Allerdings beginnt mit diesem Treffen erst der wahre Spießrutenlauf für Booker DeWitt…
Es ist eine sehr angenehme Abwechslung, zwischen all den Kriegsshootern á la Call of Duty oder Battlefield, denen die Einzelspielerkampagne anscheinend nicht unwichtiger sein könnte, mal wieder einen Ego-Shooter zu sehen, dessen Fokus auf seiner Story liegt. Und diese ist nicht nur äußerst spannend und packend, sondern auch großartig erzählt. Neben den normalen Zwischensequenzen gibt es, wie schon in den vorigen Bioshock-Teilen, Audioaufzeichnungen der Bewohner von Columbia, in diesem Fall in Form sogenannter "Voxophone", wodurch der Spieler noch mehr über die Welt von Bioshock Infinite erfährt. Einen Teil bei der Immersion spielen auch die kleineren Entscheidungen, die der Spieler an verschiedenen Stellen im Spiel treffen kann. Diese haben vielleicht keinen großen Einfluss auf die Geschichte, vermitteln aber ein Gefühl, als würde man ein Teil des Spiels und der Stadt sein. Aber das Beste an der Story ist definitiv das Ende, was endlich mal wieder die Spieler dazu auffordert, sich selbst Gedanken zu machen. Anstatt ein abgedroschenes Ende zu präsentieren, was einfach nur platt daherkommt, haben es die Leute von Irrational Games hier etwas geschafft, was schon beinahe in Vergessenheit geraten ist: Die Kunst, ein nicht eindeutiges Ende zu schaffen.
Doch was bringt einem Spiel die beste Story, wenn das Gameplay nicht stimmt? Richtig, relativ wenig. Um euch jedoch gleich zu beruhigen: Auch hier wurde ganze Arbeit geleistet. Bioshock Infinite spielt sich, nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, einfach traumhaft. Neben den beinahe schon Standardkniften feiern auch die aus den Vorgängern bekannten Plasmide ihr Comeback, auch wenn sie hier den leider sehr generischen Namen „Kräfte“ tragen. Aber Name hin oder her, es macht wieder einfach nur Spaß, durch Columbia zu stiefeln, und sich wie ein kleiner Halbgott aufgrund seiner Kräfte vorzukommen. So haben normale Gegner kaum eine Chance, wenn sie in gewaltigen Massen auf einen zukommen. Gegen die Krähen oder die Handymen (sozusagen die neuen Big Daddies) sieht die Sache aber schon anders aus, hier ist der kluge Einsatz von Kräften und Schusswaffen das A und O. Diese beiden Waffentypen lassen sich natürlich wieder aufmotzen, was dieses Mal exklusiv über den schnöden Mammon funktioniert. Diesen findet man überall in Columbia, es lohnt sich also, jeden Winkel genau abzusuchen. Beim Erkunden wird man auch auf Infusionen stoßen, mit denen man seine Lebensenergie, seinen Schild oder den Salzvorrat (anstelle von EVE) erhöhen kann. Insgesamt gibt es eine Menge zu entdecken, wie z. B. auch kleinere Nebenmissionen, die den Spieler meist mit eben diesen Infusionen belohnen.
Mit Elizabeth im Schlepptau ist die Suche nach Ressourcen noch ein ganzes Stück einfacher, denn sie hilft dem Spieler auf der Suche nach Munition, Vorräten und Salzen, welche nun die Kräfte wieder auffüllen (vorbei sind die Zeiten von schmerzhaften EVE-Infusionen). Elizabeth hilft aber nicht nur bei der Beschaffung von Vorräten, sondern greift auch unterstützend in den Kämpfen ein. So kann sie Risse öffnen, womit Booker Zugriff auf Munition, Deckung, oder Verbandskästen hat. Wer übrigens denkt, das Spiel wäre eine einzige Escort-Mission, und dass man ständig auf Elizabeth achtgeben müsse, dem sei hier gesagt, dass sie im Kampf nicht verletzt werden kann, und man sich einfach nur auf seine Gegner konzentrieren kann. Frustmomente wegen Elizabeth gibt es somit keine.

Eine sehr willkommene Neuerung sind die Skylines. Mit einem magnetischen Haken kann sich Booker an die Skylines heften, um mit ihrer Hilfe Columbia schneller zu erkunden, oder um sich kurz aus einem Kampf zurückzuziehen. Für den Haken musste der altehrwürdige Schraubenschlüssel weichen, doch dafür sind nun die Kills umso brutaler. Mit anderen Worten: In Bioshock Infinite spritzt eine Menge Blut, somit ist das Spiel nichts für schwache Mägen (die könnten auch was gegen die z.T. etwas längeren Episoden auf den Skylines was haben).

Je nachdem, wie sehr man Columbia erkunden will, kann einen Bioshock Infinite zwischen 8 und 15 Stunden unterhalten, bis man den Abspann sieht. Der normale Schwierigkeitsgrad ist dabei etwas zu einfach geraten. Besonders wenn man einige Kräfte etwas aufgemotzt hat muss man sich nur noch vor den größeren Gegnern etwas in Acht nehmen, der Rest verkommt zu reinen Schießbudenfiguren. Nichtsdestotrotz macht jeder einzelne Moment, den man in Columbia verbringen kann, einen Heidenspaß.

Fazit

Trotz einiger technischer Mängel ist das, was Irrational Games mit Bioshock Infinite abgeliefert haben, allererste Klasse. Deswegen sage ich einfach nur: Kaufen.

10. September 2013, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

BioShock: Infinite

GenreAction
Publisher2K Games
EntwicklerIrrational Games
Websitebioshockinfinite.com
Release16.10.2012
DistributorTake 2 Interactive

BioShock: Infinite

GenreAction
Publisher2K Games
EntwicklerIrrational Games
Websitebioshockinfinite.com
Release16.10.2012
DistributorTake 2 Interactive

BioShock: Infinite

PC Spiel

GenreAction
Publisher2K Games ak tronic
EntwicklerIrrational Games
Websitebioshockinfinite.com
Release15.09.2014
DistributorTake 2 Interactive
EAN4012160451666

2K Games

Publisher

Website2kgames.com
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