Review (PC): Guild Wars 2

Sechs Jahre nachdem die Spieleschmiede ArenaNet das Spiel Guild Wars veröffentlichte, kam der zweite Teil Guild Wars 2 vor knapp 6 Wochen in die deutschen Regale. Grund genug für uns das Spiel auf Herz und Nieren zu testen, um zu schauen, ob es endlich eine gute World of Warcraft Konkurrenz am MMORPG-Himmel gibt.

Wer bin ich?

Bevor wir unsere Zelte auf dem Kontinent Tyria aufschlagen können, müssen wir uns für einen Server entscheiden, auf dem wir unsere zukünftigen Schlachten austragen wollen. Hierfür stehen uns sowohl rein deutschsprachige als auch multilinguale EU-Server zur Verfügung.
Danach geht es weiter mit der Charaktererstellung, wo wir uns wir uns in erster Linie für eine Rasse entscheiden - es stehen insgesamt 5 zur Auswahl: Die kleinwüchsigen aber intelligenten Asura, das naturbelassene Waldvolk der Sylvari, die großen und animalischen Charr, die rechtschaffenden Menschen und die hochgewachsenen und stolzen Norn.
Nach der Wahl der Rasse geht es um die Wahl der Klasse. Insgesamt stehen acht Klassen zur Wahl: Krieger, Wächter, Diebe, Ingenieure, Waldläufer, Elementarmagier, Mesmer oder die Nekromanten warten darauf mit uns gemeinsam die weite Welt von Tyria zu erforschen.
Damit unsere Charakter individueller wirkt, beantworten wir noch einen kleinen Fragebogen. Unsere Antworten wirken sich direkt auf das Spielgeschehen unseres Helden aus. Auf jeden Fall eine sehr schöne Idee.

Auftraggeber? Fehlanzeige!

Wer kennt das nicht. Die Minimap quillt vor Auftragsgebern mit Ausrufezeichen auf dem Kopf wahrlich über. Doch in Guild Wars 2 ist die Karte frei von solchen Symbolen. Was lange als Standard für alle MMORPGs galt, wird hier gleich beiseitegeschafft. Stattdessen soll der Spieler durch dynamische Events, auf welche durch ein kurzes Textfeld auf der Mitte des Bildschirms aufmerksam gemacht wird, wenn man in einen bestimmten Radius um das Event betritt, animiert werden sich keine festen Questfolgeregeln zu unterwerfen.
Da soll man Räuber abwehren, Harpyien daran hindern den Staudamm zu übernehmen, die Handelskarawane eskortieren oder die Reparatur von Brücken durch den Feind verhindern. All diese Events sind fast nur in der Gruppe zu lösen ohne das man dafür extra vorher Einladungen verteilen muss. Dadurch ergibt sich sehr schnell ein Gemeinschaftsgefühl und neue Kontakte können schnell geknüpft werden.

Aber für diejenigen, die nicht ganz so auf Events stehen oder auch einfach mal gern alleine die Welt erkunden wollen, für die gibt es doch in jedem Gebiet auch Quests von ein paar Auftragsgebern, aber bei Weitem nicht in der Hülle und Fülle, wie man es von anderen MMOs gewohnt ist.
Neben den offenen Quests gibt es für jeden Einzelnen noch die charakterspezifischen Heldenquests, die sich an den Antworten von dem vorher erstellten Fragebogen halten. Diese geben dem Charakter eine gewisse Tiefe, wodurch das ganze Spiel auch etwas persönlicher wird.

Nur gemeinsam sind wir stark.

Wie schon beim Vorgänger liegt der Schwerpunkt des Spieles auf der Gemeinschaft. Bei Gruppen mit bis zu 5 Spielern lässt sich Tyria wesentlich besser erkunden und es die unterschiedlichen Klassen können ihre Fertigkeiten kombinieren. So kann beispielsweise der Elementarmagier eine Feuerwand herbeizaubern und ein Waldläufer nun mit seinem Bogen durch diese Wand schießen. Die abgeschossenen Pfeile machen nun auch einen Feuerschaden - da ist Kombinationsreichtum gefragt.
Und auch auf das Problem der Levelunterschiede der Helden hat ArenaNet eine gute Lösung: Die Charaktere werden einfach auf das jeweilige Level des Gebietes angepasst. Dadurch erhalten sie genau so viele Erfahrungspunkte wie jemand auf demselben Level und dem schnellen hochziehen von neuen Charakteren wurde ein Riegel vorgeschoben. Eine Idee, die in der Praxis auch tadellos funktioniert.

Es gibt viel zu tun.

Berufe sind ein elementarer Bestandteil eines guten Rollenspiels und so gibt es das sogenannte Crafting natürlich auch in Guild Wars 2. Die Sammelberufe können die Spieler alle lernen und parallel zum Questen nachgehen, während man nur zwei der verarbeitenden Berufen gleichzeitig ausüben darf. Jedoch kann man den Beruf jederzeit wechseln, indem man einen anderen erlernt. Der Fortschritt in dem vorherigen Beruf bleibt aber erhalten und kann später wieder weitergeführt werden. So kann man theoretisch in allen Berufen, egal ob Koch, Schneider, Juwelier, Waffen-, Rüstungsschmied, Konstrukteur oder Waidmann auf Maximallevel gelangen. Jeder kann also wild drauflos probieren, was ihm gut gefällt und was nicht. Neben den Standard-Rezepten, die man automatisch bekommt, wenn man bestimmte Levelgrenzen erreicht, liegt der Hauptfokus auf selbst erforschten Rezepten. Für das Entdecken von Rezepten/Plänen und das Herstellen guter Items bekommt man auch Erfahrungspunkte, sodass man leveln kann, ohne zu kämpfen – es ist theoretisch sogar möglich, durch das Ausüben aller Berufe den Maximallevel 80 zu erreichen, ohne groß in Kämpfe gezwungen zu werden. Seltene Zutaten finden sich allerdings oft in Gebieten, die von gefährlichen Monstern bewohnt werden.

Gemeinschaftlich gegen alle.

Player vs. Player (PVP) ist einer der Kernelemente von Guild Wars 2.
In riesigen Grenzgebieten treten immer drei Server gegeneinander an und kämpfen 14 Tage um die Vorherrschaft von Burgen, Lagern und Gebieten. Dabei wird auch die unterschiedliche Bevölkerungsdichte der einzelnen Server berücksichtigt.
Jeder Spieler wird auf die Maximalstufe heraufgehoben und kann mit allen Fertigkeiten kämpfen. Zum Schluss treten dann die erst-, zweit- und drittplatzierten Server, gegeneinander an.
Hier zeigt sich einer der großen Stärken des Spieles. Es macht ein Heidenspaß mit Dutzenden von Verbündeten eine Burg zu stürmen, die eine Horde von feindlichen Spielern des anderen Servers versucht zu verteidigen. Aber auch hier heißt die Devise "Ohne Teamplay geht es einfach nicht".
Es bringt nichts, wie eine Horde wildgewordener Barbaren, drauf loszustürmen. Angriffe müssen überlegt, Wege abgepasst und Seiten flankiert werden.
Hilfreich ist auch die Funktion das jeder Spieler, egal welcher Rasse oder Klasse er spielt, andere Mitspieler wiederbeleben kann, es sei denn, man bekommt, nachdem man vom Feind schon zu Boden geschickt wurde, noch einen Todesstoß versetzt.

Schwächen?

Selbstverständlich birgt so ein großes Projekt wie Guild Wars 2 auch ein Schwächen. So ist die deutsche Vertonung der Hauptquests eher dürftig ausgefallen und selbst verarmte Diebe, die sich ihr Leben lang durch Diebstähle und Erpressung ihr Brot verdienen mussten, sprechen auf einmal ein Hochdeutsch gespickt mit feinen Formulierungen. Für Neulinge der Serie fehlt eine detaillierte Einführung der Spielweise des Talentsystems, sodass man erst durch mehrmaliges Herumfragen weiß, wie der Hase läuft.
Den Grafikstil kann man zwar nicht direkt als eine Schwäche ansehen, denn eigentlich ist die Welt sehr detailliert aufgebaut, dennoch erkennt man stark das sich Guild Wars 2 sehr an einen asiatischen Stil angepasst hat. Dieser Stil führt in der Spielgemenschaft manchmal zu kleineren Kontroversen.
Große PVP-Schlachten können einen Rechner auch ganz schön in die Knie zwingen, sodass manche Spieler dieses Kernelement nicht vollem Umfang genießen können.

Fazit

Mit Guild Wars 2 hat ArenaNet einen sehr starken Konkurrenten zu World of Warcraft auf den Markt geworfen. Es wurden viele Ideen von vorherigen MMOs aufgegriffen und weiter verfeinert. Guild Wars 2 bringt viele übernächtigte Tage mit sich und eine große Portion Spielspaß. Wer sich mal wieder nach einem guten Gruppenspiel sehnt, der wird hier auf keinen Fall enttäuscht werden!

17. Oktober 2012, von Christian 'hawk' Vesper

Guild Wars 2 - Collector's Edition

PC Spiel

GenreRollenspiel MMO
PublisherFlashpoint
Release28.08.2012

Guild Wars 2

PC Spiel

GenreRollenspiel
PublisherFlashpoint NCsoft Europe
EntwicklerArenaNet
Websiteguildwars2.com
Release28.08.2012
EAN5060094443584

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