Review (Kino): Silver Linings
David O. Russell hat nach The Fighter (2010), für den der Regisseur zwei Oscars abräumte, diese Woche seinen nächsten Film Silver Linings in die deutschen Kinos gebracht. Silver Linings erzählt auf liebenswerte Weise die Geschichte von zwei Personen, die mit einschneidenden Erlebnissen und ernsten Problemen in ihrer Persönlichkeit fertig werden müssen.
Pat Solatano (Bradley Cooper) saß acht Monate in einer psychiatrischen Anstalt, weil er den Liebhaber seiner Frau Nikki (Brea Bee) brutal zusammengeschlagen hat. Trotz seiner bipolaren Persönlichkeitsstörung, durch die er zu Gemütsschwankungen und Gewaltausbrüchen neigt, darf er dank des Einsatzes seiner Mutter (Jacki Weaver) wieder bei seinen Eltern wohnen. Nun glaubt er, Nikki zurückerobern zu können, wenn er ihr beweist, dass er ein besserer Mensch geworden ist und seinen Job als Lehrer wieder erhalten hat. Die einstweilige Verfügung, sich ihr nicht nähern zu dürfen, ist für ihn kein Hindernis. Schließlich soll ihm die unkonventionelle Tiffany (Jennifer Lawrence), die seit dem Tod ihres Mannes aus Therapiegründen tanzt, dabei helfen. Als Vermittlerin fungiert sie zwischen Nikki und Pat, als Gegenleistung trainiert dieser widerwillig mit Tiffany für einen Tanzwettbewerb ...
In der ersten Hälfte des Films lässt Russell keinen Zweifel daran, dass seine beiden Protagonisten ernste Probleme mit ihren Krankheiten haben. Doch er erzählt die Geschichte um das ungleiche Paar so humorvoll und witzig, dass man zunehmend vergisst, dass es sich bei ihnen eigentlich um einen Psychopaten und eine Depressive handelt, die durchaus gefährlich werden können. Den aufgewühlten Pat, der nachts in das Elternschlafzimmer hereinplatzt, um energisch über den Schreibstil von Ernest Miller Hemingway zu diskutieren, muss man einfach mit einem Lächeln ins Herz schließen.
Bei Russells Verfilmung handelt es sich um eine Adaption des gleichnamigen Bestsellers von dem amerikanischen Schriftsteller Matthew Quick aus dem Jahr 2008. Der Regisseur schrieb hierbei selbst das Drehbuch. Bekannt ist er unter anderem für seine Filme Three Kings (1999), I Heart Huckabees (2004) oder The Fighter (2010).
Pointierte Wortgefechte, ausgefeilte Mimik und Gestik erzeugen eine Menge Situationskomik. Für mehr Einfühlvermögen mit dem Protagonisten sorgt der häufige Einsatz einer Handkamera, die die emotionalen Zustände von Bradley Coopers Rolle widerspiegelt. Extreme Nahaufnahmen führen ebenfalls dazu, dass der Zuschauer das Gefühl hat, dem Protagonisten ganz nah zu sein. Und so wird auch klar, wem eine größere Sympathie mit der Kameraführung entgegen gebracht wird. Außerdem unterstützt der unbeschwerte und verspielte Soundtrack die lebensbejahende Stimmung von Silber Linings.
Jungstar Jennifer Lawrence macht von ihrem letzten Film Die Tribute von Panem bis zu Silver Linings einen großen Sprung und steigt in die erwachsenen Rollen ein. Dabei erweist sie sich dem erfahreneren und wesentlich älteren Bradley Cooper ebenbürtig. Letzterer zeigte bereits in den bisherigen zwei Hangover-Filmen (2009 und 2011) und in Das A-Team (2010) sein komödiantisches Talent.
Zudem ist Silver Linings mit Jacki Weaver, Chris Tucker, Julia Stiles, John Ortiz und Anupam Kher bis in die Nebenrollen erstklassig besetzt. Allen voran der zweifache Oscar-Gewinner Robert De Niro (Der Pate II (1974) und Wie ein wilder Stier (1980)), der Pats überabergläubischen Vater mimt und der seinen Sohn am liebsten in einen wandernden Glücksbringer für seine Football-Spiele verwandeln würde. Im Gegensatz zu diesen überdrehten Nebenfiguren erscheinen Pat und Tiffany schon fast als „normal“.
Fazit
Silver Linings ist eine Mischung aus Familiendrama, Liebesgeschichte und Komödie und erzählt die ungewöhnliche Geschichte von Pat auf so herzerwärmende und lebensbejahende Weise, dass einem fast nichts anderes übrig bleibt, als sich mit dem Protagonisten zu freuen.