Kino (Preview): Point Break
Big-Wave-Surfing, Wingsuit-Fliegen, Snowboarding, Freeclimbing, Fallschirmspringen - Wer einen Querschnitt durch alle Extremsportarten in spektakulären Aufnahmen sehen möchte, schaut sich Ericson Cores Remake des Surfer-Klassikers Point Break - Gefährliche Brandung an…
FBI-Frischling Johnny Utah (Luke Bracey) schleust sich undercover in die Crew von Bodhi (Edgar Ramirez) ein, da die Extremsportler unter Verdacht stehen, für eine Reihe von internationalen Raubüberfällen verantwortlich zu sein. Doch immer mehr sympathisiert Utah mit dem charismatischen Bodhi, der ihm die Jagd nach den Acht nahebringt. Dabei handelt es sich um verschiedene Prüfungen, bei denen die Extremsportler ihre Grenzen austesten ...
Ganz nach dem Motto „schneller, gefährlicher, spektakulärer “ greift das Remake von Point Break - Gefährliche Brandung (1991) lediglich den Titel und die Figuren-Konstellation seines Vorgängers auf. Schon bei der Besetzung gibt es starke Gegensätze: Der kantige Australier Luke Bracey spielt den Protagonisten Utah, der im Remake nur so vor Kraft und Tatoos protzt. Als Ex-Extremsportler kann er natürlich schon jede Sportart, während Keanu Reeves 1991 als frisch von der Polizei-Ausbildung kommende Bubi wacker versucht, sich auf dem Surfbrett zu halten (was dort natürlich zum Plot gehört, denn nur so kann er die Aufmerksamkeit der Surf-Lehrerin Tyler (Lori Petty) gewinnen). Doch eins haben die beiden Protagonisten gemeinsam: Ihr überhöhtes Selbstbewusstsein.
Die Rolle Bodhi wird von dem kernigen Venezolaner Edgar Ramirez übernommen. In beiden Verfilmungen ist Bodhi ein Vorbild für seine Clique: Patrick Swayze mimt einen begnadeten Surfer und Bankräuber, der sich seinen Lebensstil finanzieren möchte. Trotzdem vermittelt er seinen Freunden gewisse Werte wie Zusammengehörigkeitsgefühl. Edgar Ramirez hingegen verkörpert einen spirituellen Adrenalin-Junkie mit ein paar Robin Hood-Zügen, der jede Extremsportart abklappern möchte, egal, ob es dabei Verluste gibt. Denn mit den Worten „See you soon, brother“ sieht man sich sowieso bald wieder nach dem Tod (welcher bei den Adrenalin-Jägern eher früher als später eintritt). Das Wichtigste für ihn und den Einzelnen der Crew ist die Vollendung der Acht - einzelne Prüfungen aus Extremsportarten. Ob diese ständigen Grenzüberschreitungen wie das Snowboarden auf einem felsigen und sehr steilen Abhang etwas mit spiritueller Vollkommenheit zu tun haben oder bloß an Todesmüdigkeit grenzen - darüber lässt sich streiten.
Doch leider verliert Regisseur Core auf seiner Jagd nach den Acht seinen Plot aus den Augen. Dafür tobt er sich auch als Kameramann in prägnanten Nahaufnahmen von spritzendem (wahlweise) Schnee, Wasser oder Schlamm, in rasanten Kamerafahrten und spektakulären Motiven aus. Die Aufnahmen sind ohne Frage sehenswert, vor allem in 3D, doch sie können bei fehlendem Plot nach anderthalb Stunden schon etwas langweilen. Ein GoPro-Werbespot transportiert ähnlichen Inhalt, bloß in kürzerer Zeit.
Zudem liegt in der alten Verfilmung von Kathryn Bigelow der Schwerpunkt klar auf dem Wellenreiten, Banküberfällen (und dem Plot), während sich Ericson Core mit einem Querschnitt aller Extremsportarten und durch alle Ländern vergnügt. Kleine, wenige Anekdoten an den Vorgänger sind dennoch zu finden: Beispielsweise tragen Bodhi und seine Crew bei einem Banküberfall ebenfalls Masken - nur nicht die der Ex-US-Präsidenten, sondern dieses Mal von Barack Obama. Doch nicht einen Banküberfall zeigt Core, sondern nur indirekt über eine Überwachungskamera oder lediglich die Flucht nach vollendeter Tat durch einen Kugelhagel vor dem Bankgebäude. Denn Core hetzt lieber gleich in die nächste Action-Szene.
Fazit
Das hiesige Remake erinnert nur in Nuancen an den Vorgänger von 1991. Point Break ist für Adrenalin-Junkies ein rasantes Spektakel. Kinogänger, die ein etwas ruhigeres Abenteuer mit einem ansprechenderen Plot haben möchten, sollten lieber auf das Original mit Patrick Swayze und Keanu Reeves zurückgreifen.
(Bilderquelle: Concorde Filmverleih)