Feature | Daredevil-Action: Die Stunts in DAS BOURNE VERMÄCHTNIS
ab dem 13. September 2012 wird mit DAS BOURNE VERMÄCHTNIS ein neues, temporeiches Kapitel in der Bourne-Saga aufgeschlagen.
Als frischer Held im Bourne-Universum übernimmt Jeremy Renner nun die Hauptrolle eines neuen Charakters in dem Action-Thriller um Verrat, Verschwörung und verlorene Identität.
Daredevil-Action: Die Stunts in DAS BOURNE VERMÄCHTNIS
Ohne eine gehörige Portion Action wäre kein „Bourne“-Film vollständig. Produzent Frank Marshall betont dazu: „Wir haben uns aber in allen Filmen an eine sehr strenge Regel gehalten: Es gibt keine Action einfach um der Action willen. Wir folgen keiner Formel, nach der alle zehn Minuten eine Kampf- oder Actionszene eingebaut werden müsste. Die Action wird von der Story vorangetrieben. Genau das macht diese Filme so einzigartig: Die Figuren geraten in Situationen, die zur Action führen oder eine Verfolgungsjagd auslösen – doch alles dient der Story.“
Der Architekt der Stunt-Einsätze in „Das Bourne Vermächtnis“ ist Second-Unit-Regisseur Dan Bradley, der schon in den beeindruckenden Action-Sequenzen von „Die Bourne Verschwörung“ und „Das Bourne Ultimatum“ Maßstäbe setzte. Nachdem die First Unit Anfang Februar 2012 die Dreharbeiten in Palawan abgeschlossen hatte, drehte Bradley mit seinem Team noch einen Monat lang in Manila, wo auch Renner und Weisz vor der Kamera standen.
Jeremy Renner gibt zu, dass die Stunts nicht einfach waren: „Es war sehr, sehr anspruchsvoll. Ich hatte großes Glück, denn viele der Fight-Koordinatoren, die Stunt-Koordinatoren und Dan Bradley hatten auch an „Marvel’s The Avengers“ und den drei Filmen mitgearbeitet, für die ich zuvor hintereinander vor der Kamera stand. Die Zusammenarbeit mit ihnen klappte reibungslos. Für „Marvel’s The Avengers“ hatte ich den Kampf von Mann zu Mann gelernt, und das konnte ich auch hier einsetzten und bestimmte Muster übertragen. Deswegen konnte ich ziemlich schnell loslegen.“
Produzent und Unit Production Manager Patrick Crowley meint begeistert: „Dan Bradley in den „Bourne“-Filmen dabeizuhaben hat viel zu deren Erfolg beigetragen. Die Leute lieben die Schauplätze, die Figuren, aber am meisten lieben sie die Action. Dan hat für diese Filme Actionszenen erfunden, die noch niemals zuvor zu sehen gewesen waren – Action, die danach oft nachgeahmt wurde.“
Regisseur Tony Gilroy ist ebenfalls voll des Lobes: „Dan ist der Michelangelo der Action. Er ist unglaublich, ein kreativer Irrer, der sich seinen Job selbst erfunden hat, Regisseuren wie mir zur Seite steht und uns viel tougher wirken lässt, als wir eigentlich sind. Ich habe sichergestellt, schon von Anfang an mit ihm in Verbindung zu treten und gesagt: ‚Dan, wenn ich das machen soll, dann brauche ich dich an meiner Seite.‘“
Natürlich reiste Bradley schon Monate vor Beginn der Dreharbeiten nach Manila, um die Action-Sequenzen an die Drehorte anzupassen. Crowley erzählt: „Als wir uns die Drehorte angeschaut haben, war er dabei. Dann meinte er: ‚Ich bleibe noch eine Woche länger.‘ Dann haben wir gewartet, damit er dort sitzen und meditieren und sich die besten Ideen überlegen konnte. Er hat Dinge auf die Beine gestellt, die noch nie zuvor gemacht worden sind.“
Bradleys größte Herausforderung war die Choreographie einer Motorrad-Verfolgungsjagd durch die überfüllten Straßen von Manila, bei der zum großen Teil Renner am Steuer saß. „Wenn man etwas macht, wo jemand auf einem Motorrad sitzt und dabei keinen Helm trägt, dann muss das einfach der echte Hauptdarsteller sein“, sagt Crowley. „Deswegen haben wir Jeremy sehr mit einbezogen, und Rachel ebenfalls.“
Glücklicherweise ist Renner selbst begeisterter Motorradfahrer. „Als ich Jeremy zum ersten Mal getroffen haben, wollten wir etwas proben – und er fuhr auf einem der schnellsten Motorräder der Welt vor. Das war eine der zehn Maschinen, die er besitzt“, erinnert sich Crowley. „Es hat uns beruhigt, dass er kein Anfänger war. Er ist aus demselben Holz geschnitzt, aus dem Helden gemacht sind. Wenn ich ihn anschaue, dann erkenne ich die schweigsame Kraft eines Steve McQueen. Wenn er auf ein Motorrad steigt, ist die Ähnlichkeit noch größer.“
Renner konnte auch Rachel Weisz während ihrer Zusammenarbeit mit Bradley beruhigen. „Auf dem Motorrad hinter Jeremy fühlte ich mich vollkommen sicher“, sagt sie. „Er ist auf dem Hinterrad gefahren, schlitternd zum Stehen gekommen und hin und her gerutscht – all diese Stunts, die er perfekt beherrscht.“
Beeindruckt waren die Filmemacher auch von den Qualitäten, die Weisz noch nie zuvor gezeigt hatte: die eines Action-Stars. „Sie ist eine großartige Schauspielerin und hat in Figuren, die typischerweise keine Action-Charaktere sind, schon unglaubliches Talent bewiesen“, sagt Crowley. Doch Weisz bestand darauf, so viel wie möglich auf dem Motorrad zu trainieren und absolvierte viele der Stunts persönlich. Der Produzent lacht: „Da bleibt einem schon das Herz stehen, wenn man sieht, wie sie mit fast 80 Stundenkilometern Tempo mit Jeremy auf dem Motorrad rast.“
Vor den Dreharbeiten in Manila probte Bradleys Team die Motorrad-Stunts mehrere Wochen lang, während die Spezialausrüstung vor Ort gebracht wurde, darunter Bradleys eigenes „Go Mobile“, ein maßgefertigtes Fahrzeug, auf das etliche Kameras montiert werden können. Bradley engagierte auch etliche spezialisierte Motorrad-Piloten, darunter Stunt-Pilot Jean-Pierre Goy, der zu den besten Fahrern der Welt gehört und als Double in den gefährlichsten Stunts agieren sollte. Alle waren glücklich darüber, einen echten Batman dabei zu haben: Goy war der einzige, der den „Bat-Pod“ in „The Dark Knight“ fahren konnte und auch im neuen „The Dark Knight Rises“ wieder mit von der Partie war.
Bradleys Team baute auch etliche Jeepneys um, Minibusse, die auf den Philippinen zu den alltäglichen Verkehrsmitteln gehören. „Die Jeepneys sind unser Erbe aus dem Zweiten Weltkrieg“, erklärt Line Producer Juban. „Die Amerikaner hatten ihre Jeeps hinterlassen, und die Philippinos verlängerten die Karosserie. Von da an wurden sie zum öffentlichen Verkehrsmittel. Das ist Manila, wie es leibt und lebt.“
Die Jeepneys sind meist bunt und attraktiv lackiert, um Passagiere anzulocken, und überall im Land anzutreffen; allein in Manila fahren rund 100.000 davon. Die langen und schmalen Fahrzeuge sind ein billiges und unkompliziertes Transportmittel, ideal für die schmalen Straßen, in denen ein ausgewachsener Omnibus gar nicht fahren könnte. Die einzige Klimaanlage sind die geöffneten Fenster; die Passagiersitze bestehen aus zwei gepolsterten Holzbänken, die sich gegenüberstehen und jeweils zwischen 6 und 10 Personen Platz bieten. Wenn die Bänke besetzt sind, fahren weitere Passagiere außen mit, indem sie sich so gut wie möglich am Fahrzeug festhalten.
Die Jeepneys sind in einer Schlüsselszene mit Renner, Weisz und Changchien zu sehen, die auf einer der größten Straßen von Manila gedreht wurde, dem Ramon Magsaysay Boulevard, der zum Präsidentenpalast führt. Rund 90 Fahrzeuge und über 300 Statisten waren auf der über einen Kilometer langen Strecke im Einsatz; gedreht wurde an mehreren Wochenenden auch an den drei größten Kreuzungen. Unterstützung für die Dreharbeiten wurde auch von den lokalen Behörden zuteil, darunter die Metropolitan Manila Development Authority (MMDA), das Manila Traffic Bureau und die Presidential Security Group.
„Allein von der MMDA haben 120 Leute mit uns zusammengearbeitet – nicht nur direkt vor Ort, sondern auch in der Umgebung, um den Verkehr umzuleiten und fließen zu lassen“, berichtet Juban. „Die Polizei von Manila stellte rund 50 Leute, die Presidential Security Group nochmal rund 20, dazu noch Mitarbeiter der Distrikt-Polizei.“
Manila ist mit über elf Millionen Einwohnern eine sehr dicht besiedelte Großstadt und deshalb kein einfacher Drehort. „Die Arbeit in Manila ist hart: Es gibt Staus und es ist nicht leicht, sich von A nach B fortzubewegen“, meint Crowley. „Doch die Menschen sind so zuvorkommend und glücklich über Dreharbeiten. Sie wissen mehr über die „Bourne“-Filme als ich.“